Abschied vom Schicksal meiner Mutter

Im Leben eines jeden Menschen gibt es Ereignisse, auf die man keinen entscheidenden Einfluss hat. Man spricht dann von Schicksal, wenn man selbst nicht in der Lage ist, am Schicksalsereignis etwas ändern zu können.

Krankheit und Tod sind schicksalshafte Ereignisse, die jeden von uns irgendwann einmal treffen. So spielt das Leben. Wie wir mit solchen Situation umgehen, ist eine andere Geschichte.

Die letzten drei Wochen ist mir das Schicksal meiner Mutter sehr nahe gegangen. Viel zu nahe. So nahe, dass es mir dabei schleichend immer schlechter ging. Man könnte fast sagen, dass ich ihr Schicksal zu meinem gemacht habe. Zumindest waren die Grenzen nicht mehr klar, irgendwie verwischt.

Zweifelsohne ist das Schicksal meiner Mutter ein mieser Verräter. Das Schicksal meiner Mutter ist aber nicht mein Schicksal. Und das ist ein ganz entscheidender Faktor.

Die Ereignisse der letzten drei Wochen haben einen grossen Platz in meiner Gedankenwelt eingenommen. Für Kinder psychisch kranker Eltern ist dies ein sehr typisches Verhaltensmuster. Als Erwachsene musste ich lernen, zwischen dem Schicksal meiner Eltern und meinem zu unterscheiden. Grenzen zu ziehen. Das ist wichtig und normalerweise gelingt mir das sehr gut. Wenn es mir nicht gut geht, dann reagiere ich. Weil das Leben viel zu schön und zu kostbar ist, um es mit negativen Gedanken zu füllen.

Ich habe eine Entscheidung getroffen. Eine bewusste Entscheidung. Ich muss mich von diesen negativen Gedanken verabschieden und sie loslassen. Weil das Leben mit diesen Gedanken ganz schön bitter schmeckt. Irgendwo habe ich mal folgendes gelesen: „Wer fliegen will, muss loslassen können, was ihn runter zieht.“

So habe ich am Samstag das Schicksal meiner Mutter an die Hand genommen und vis à vis von mir an Mutters Bett platziert. Und ich habe es losgelassen. Beim Verabschieden habe ich nicht nur meiner Mutter Adieu gesagt, sondern auch ihrem Schicksal. Bis ich wiederkommen werde, wird es an ihrer Seite bleiben und über sie wachen.

Gedanken mit visualisierten Bildern können uns das Leben erschweren oder aber erleichtern. Wenn der Verstand alleine nicht ausreicht, dann sind Bilder zur Unterstützung ein sehr gutes und effektives Hilfsmittel, um Probleme zu lösen. Es handelt sich dabei nicht um Halluzinationen, sondern um Werkzeuge. Ein Werkzeug, das man sich zunutze machen kann, um einen Prozess in Gang zu bringen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Bilder einprägsamer sind als Worte. Jeder Gedanke, jede Vorstellung haben einen Einfluss auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden.

Dem Gehirn ist es egal, ob man etwas tatsächlich erlebt oder sich einbildet. Diese Tatsache sollte man nutzen. Was wir denken, wirkt sich immer auf unser Leben aus. Das Leben ist viel zu schön, um es sich mit „negativen“ Gedanken zu vermiesen. Wenn man seine Gedanken bewusst wahrnimmt und erkennt, wie viel Macht in ihnen steckt, dann kann man sein Leben in die Richtung steuern und das erreichen, was man im Leben wirklich will.

 

 

 

 

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

8 Kommentare zu „Abschied vom Schicksal meiner Mutter

  1. Sehr gern, mit fast demselben Wortlaut den du wählst, hat sich ein junger Mann vor sieben Jahren einen Platz in meinem Herzen gesichert. Obwohl er nichts von mir wusste, spürte er irgendwie, dass ich diese Worte brauchte. Sie haben mich seitdem stets begleitet und vor eineinhalb Jahren habe ich tatsächlich eben diesen Mann geheiratet, der mir das damals sagte und aus dessen Leben ich danach noch einige Jahre verschwand.
    Dein Text bedeutet mir sehr viel, danke dafür!

    Gefällt 1 Person

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