Kürzlich ging ich ins neu eröffnete Freibad in meinem Quartier. Neben mir auf der Wiese sonnte sich eine Freundin – ihr Sohn war ebenfalls mit von der Partie. Das Spezielle an dieser Situation war, dass meine Kinder woanders waren. Sie hatten keine Lust auf Badi, sondern wollten ihren freien Nachmittag lieber im Skaterpark und am See mit Freunden verbringen.
Kein ständig wachsames Auge, keine gefühlten 100 Mal „Mama, darf ich ein Glace“, „Mama, ich hab Durst“, „Mama, kann ich mir Pommes Frites kaufen“, kein „Warten, bis die Sonnencreme eingezogen ist“, kein „Mama, ich muss auf Toilette“, kein „Mama dieses, Mama jenes“.
Jetzt könnte man annehmen, dass ich diesen Augenblick unglaublich genossen habe, denn es ist noch keine zwei Jahre her, da hab’ ich mir genau solche Momente sehnlichst herbeigewünscht.
Phasenweise waren die Badibesuche nämlich alles andere als entspannt, sondern einfach wahnsinnig anstrengend. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als die lieben Kleinen alleine schwimmen konnten.
Das Gute an diesen Phasen? Sie gehen vorbei. Doch im besagten Augenblick kommen sie einem unheimlich lange vor und man kann es sich kaum vorstellen, dass auch mal wieder andere, entspanntere Zeiten kommen.
Doch sie kommen, manchmal schneller als es einem lieb ist.
Der Sommer 2018 ist der erste Sommer seit vierzehn Jahren, in dem alle meine Kinder, wenn sie denn wollen, alleine, sprich ohne Begleitung eines Erwachsenen, ins Freibad dürfen.
Oh Freiheit, du süsse Freiheit. Endlich bist du da.
So zumindest habe ich mir das die Jahre zuvor vorgestellt. Schliesslich genoss ich es jedes Mal, wenn ich mal, und das hatte eher Seltenheitswert, ohne Kinder und Aufsichtspflicht in einer Badi oder mit Freunden am See zum Schwimmen war.
Vor einer Woche also lag ich auf meinem Badetuch und liess mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Kinderlos und mit guter Musik in den Ohren. Doch so richtig wollte sich das Gefühl von Zufriedenheit nicht einstellen. Anstelle dessen fühlte ich eine gewisse Melancholie. Nicht erdrückend, nicht stark und auch nicht lang andauernd, aber doch so, dass ich das Bedürfnis habe, darüber zu schreiben.
Ja, es kommt mir verdammt bekannt vor – der Hansdampf im Schneckenloch. Genau so.
Einmal mehr wurde mir bewusst, wie schnell die Zeit vergeht, in der wir von unseren Kindern gebraucht werden, weil sie ihr Leben noch nicht alleine bewältigen können.
Die Momente von damals sind heute Erinnerungen. Das ist unglaublich kostbar. Das Anstrengende fast vergessen. Wunderbare Erinnerungen, die mir bleiben werden und an die ich gerne denke – ein Leben lang. Mein Leben lang.
Manchmal ist es beinahe unheimlich, wie schnell die Zeit vergeht. Wo gehen sie bloss hin, all die Jahre?
Wenn ich meine 14jährige Tochter so anschaue, kann ich es manchmal nicht fassen. Wie gross sie schon ist. Wie reif. Wie selbständig. Einfach grossartig.
Gerade habe ich dieses Bündel Mensch noch im Arm gehalten. Ja, ich kenne die Antwort. All diese Jahre dazwischen. Genau so ist es, genau da sind sie. Erinnerungen von früher und das Hier und Jetzt. Wunderbar schrecklich, schrecklich wunderbar.
- Ein Jahr näher am Abschied, näher am Loslassen Ich möchte weinen, kann es aber nicht. Nur innerlich, da herrscht in solchen Erkenntnismomenten das heulende Elend.
Und während ich diesen Text schreibe, muss ich mich selbst rügen. Dramaqueen, echt jetzt?
Noch sind sie nämlich nicht erwachsen, nein, es dauert noch ein Weilchen. Trotzdem, ich will sie nicht ignorieren, diese Gefühle, die hie und da auftauchen. Meistens ganz unerwartet.
Geht es nur mir so? Ich glaube kaum. Ein hilfreicher Gedanke übrigens, zu glauben, dass man nicht allein ist mit solchen Gefühlen.
Es ist eine Tatsache – die Momente, wo wir als Familie gemeinsam Zeit miteinander verbringen, werden weniger. Verschiedene Interessen und Hobbies, eigene Freunde.
Es geschieht nicht von heute auf morgen – sondern langsam, dafür stetig. Es geht ums Loslassen – einmal mehr. Loslassen ist nicht etwas, das man von Heute auf Morgen lernt. Es ist ein Prozess. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass eben genau diese bewusst erlebten Augenblicke im Hier und Jetzt, wie jene in der Badi, helfen, sich auf diesen Moment in der Zukunft vorzubereiten. Und zwar so, dass man dann nicht zu sehr leiden und traurig sein muss. Es ist auf alle Fälle das, was ich mir und allen Müttern und Vätern wünsche, denen dieser Schritt eines Tages bevorstehen wird. Denn, so ist es, plötzlich sind sie gross, plötzlich sind sie weg.
Ja, die Zeit geht sehr schnell vorbei, vor allem im Rückblick. Unsere „Kinder“ sind alle beim Studium, eine lebt noch zuhause, aber da muss man aufpassen, dass sie wirklich ihr Leben führen kann, denn ihre Brüder können das „in der Fremde“ auch.
Und dann: Einer wird krank, hat Fieber… und möchte heim, weil er sich da einfach wohler fühlt.
Schönes Gefühl
Grüsse
Jörg
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Die Sorgen werden dann andere, wenn die Kinder flügge werden.
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Its not just you
I am having a terrible time
With my daughter
And sometimes the only
Way I cope is to remember
The days when she didn’t
Have an opinion
It was fun till she went to bed
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Ein Plädoyer an das Hier und Jetzt mit kleinen Kindern 🙂
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Genau so 😘
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