Bei mir ist das Glas meistens halb voll. Und bei euch?
Den Satz „Denk positiv“ haben viele bestimmt schon oft gehört und mit grösster Wahrscheinlichkeit auch schon Anderen mit auf den Weg gegeben.
Positives Denken allein ist jedoch kein Garant für Glück oder Erfolg. Aus 20 Jahren Forschung gibt es Befunde, die zeigen, dass positive Zukunftsträume den Menschen sogar im Weg stehen können. Zum Beispiel dann, wenn wir uns einen Wunsch erfüllen wollen, der komplex ist und einer gewissen Anstrengung bedarf.
Bei mir ist im Moment der Wunsch sehr gross, den vielen Flüchtlingen aus Syrien in irgendeiner Weise helfen zu können.
Kann ich überhaupt irgendwas bewirken? Als einzelne Person? Ohne Einfluss? Ohne Macht? Ein kleines Rädchen im grossen Getriebe.
Negativ zu denken, ist jedoch keine Lösung. Denn dann scheitert ein Vorhaben bereits im Ansatz. Menschen die negativ denken, neigen dazu, eine Sache erst gar nicht anzufangen. Wenn man zu sehr darüber nachdenkt, was auf dem Weg zum Ziel alles schief laufen kann, lässt man es nämlich oft lieber gleich ganz bleiben.
In diesem Fall ist es hilfreich, in unsere Zukunftsträume die Hindernisse der Realität mit einzubauen. Die Hamburger Motivationspsychologin Gabriele Oettingen nennt das mentales Kontrastieren.
Man denkt an etwas, was man sich wünscht. In meinem Fall ist es die Hilfe für Flüchtlinge. Jetzt muss man dem Wunsch Hindernisse entgegen setzen. Hindernisse, die einem daran hindern den Wunsch zu erfüllen. Mit dieser Technik erkennt man rasch, was einem daran hindert, den Wunsch in die Tat umzusetzen.
Gestern morgen dachte ich noch darüber nach, eine Flüchtlingsfamilie bei uns Zuhause aufzunehmen. Wir haben nämlich ein Gartenzimmer, da würden sicher vier Menschen Platz finden. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass mir der Gedanke nicht behagt. Aber nichts tun, kam genau so wenig in Frage.
Ich habe mir also folgendes vorgenommen: Wenn ich von alleine keine andere Idee habe, wie man Flüchtlingen konkret helfen kann, dann muss ich mich nach dem Frühstück an den Computer setzen, um heraus zu finden, wo ich mit meinem Wunsch zu helfen, ansetzen kann. Psychologen nennen dies Durchführungsvorsätze.
Solche Wenn-denn Sätze helfen dabei, einen Wunsch oder ein Vorhaben konkret zu formulieren. – wann will man was wie tun.
Und siehe da, ich wurde fündig. Gerne stelle ich euch die zwei Projekte kurz vor:
- Einerseits habe ich für SWISS 4 SYRIA gespendet. Dies ist ein nichtgewinnorientierter Verein, der 2014 ins Leben gerufen wurde. Das Flüchtlingsproblem besteht nämlich nicht nur in Europa, sondern auch im Libanon, wo über eine Millionen syrische Flüchtlinge ohne Papiere in inoffiziellen Zelt-Siedlungen, ausserhalb behördlicher oder internationaler Kontrolle leben. SWISS 4 SYRIA sammeln Kleidung und Spenden um direkte Unterstützung vor Ort zu gewährleisten.Weitere Details erfahrt ihr auf ihrer Webseite. Zudem kennt eine liebe Freundin von mir die Menschen, welche diesen Verein gegründet haben. Somit bin ich sicher, dass mein Geld auch an Ort und Stelle für den richtigen Zweck eingesetzt wird.
- Andererseits habe ich mich für das Projekt GemeinsamZnacht angemeldet. Am Anfang des Projektbeschriebs steht folgendes:
„Gelebte Willkommenskultur, Begegnungen statt Vorurteile: Menschen, die Zürich und Umgebung wohnen, laden Flüchtlinge zu einem Mittag- oder Nachtessen ein. Die Erfahrungen zeigen, dass diese Begegnungen für alle sehr bereichernd sind. Eine Win-win-Situation für Gastgeber und Gäste: Es kommt ein Flüchtling und es geht ein Mensch mit Namen und eigener Geschichte, oder sogar ein Freund.
Ich finde das eine sehr schöne Idee und fühlte mich beim Lesen sogleich angesprochen.
Wer an weiteren Informationen interessiert ist, findet diese auf http://solinetz-zh.ch/projekte/gemeinsamznacht/. Auf der solinet Website gibt es übrigens auch noch viele andere Projekte.
Während ich diesen Blog Post schreibe, sitzen meine beiden Jungs übrigens auf dem Spielplatz draussen und versuchen, einige ihrer Spielsachen zu verkaufen. Auch sie wollen einen Beitrag leisten und den Erlös spenden. Freiwillig, ohne Druck von mir. Das Bild oben haben sie selber gemalt. Der Text ist von den Jungs. In den ersten beiden Stunden sind CHF 45.10 zusammen gekommen. Ich bin unglaublich stolz auf die Beiden.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich glaube fest daran.
Herzgruss, eure Franziska
Quellen:
Psychologie Heute, September 2015
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/motivation-jetzt-aber-a-596849-2.html