Heute Morgen habe ich eine sehr interessante Frau kennengelernt, die ich seit einigen Jahren nur vom Sehen her kenne. Erst heute haben wir zum ersten Mal miteinander gesprochen. Das Gespräch war für mich sehr bereichernd, da wir die Ebene des Smalltalks sehr rasch verlassen haben.
Smalltalk liegt mir nicht so richtig. Es gibt aber immer wieder Situationen, wo man nicht daran vorbeikommt. Es gibt Menschen, für die Smalltalk kein Problem darstellt und sogar als willkommene Abwechslung empfunden wird.
Smalltalk bedeutet auf Deutsch das „kleine Gespräch“. Es ist ein Gespräch über unwichtige Dinge. Und doch ist diese Form des Gesprächs wichtig, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Der erste Schritt, ein unproblematisches Vorgehen, wenn man sich noch nicht kennt.
Bei zu viel Smalltalk fällt es mir schwer, aufmerksam und konzentriert zuzuhören. Es ist wie bei einem Wasserfall, dessen Plätschern man in weiter Ferne wahrnimmt. Man empfindet es zwar als angenehm, doch das regelmässige Rauschen hat auch eine ermüdende Wirkung.
Es ist absolut in Ordnung, dass man nicht jedem gerade zu Beginn eines Gesprächs seine Lebensgeschichte erzählt oder sie sich erzählen lässt. Das wäre ja so, wie wenn man der Tür ins Haus fallen würde.
Beim Smalltalk fehlt mir das Element der Echtheit am allermeisten. Echt sein bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man sich nicht hinter einer Maske verbergen muss. Smalltalk ist gut, aber zu viel Smalltalk empfinde ich als anstrengend. Da lasse ich anderen gerne den Vortritt.
Um ernsthaftere Gesprächsthemen zu diskutieren, ist der Weg über den Smalltalk jedoch genau der Richtige. Er beinhaltet zwar unwichtige Themen, ist aber trotzdem, oder gerade deswegen, so wichtig.
Ich bin ein grosser Fan von Carl Rogers. Er gilt als der Begründer der personenzentrierten Gesprächsführung beziehungsweise Gesprächspsychotherapie. Carl Rogers zentrales Element in seinem Menschenbild ist der unglaublich grosse Glaube an die positive Grundhaltung der Menschen. Gerade in der heutigen Zeit gibt es ein paar politische Zeitgenossen, die einem arg daran zweifeln lassen. Vielleicht ist das mitunter ein Grund, warum mir seine Einstellung so gut gefällt.Sie baut auf das Prinzip der Hoffnung. Hoffnung darauf, dass das Gute überwiegt.
Seine Einstellung kommt mir aber nicht nur bei Beratungsgesprächen zugute. Ein Gespräch empfinde ich dann als bereichernd, wenn folgende Punkte stimmen:
- Echtheit
- Kongruenz (ausgedrückte Gefühle stimmen mit der Mimik und Gestik überein)
- Positive Zuwendung und Wertschätzung
- Akzeptanz
- Empathie (einfühlendes Verstehen).
Deshalb schätze ich Gespräche, die über den Smalltalk hinaus, in die Tiefe gehen. Erst dann kommen die Elemente, die ich so schätze, richtig zum Tragen.
Wie steht ihr zum Thema Smalltalk? Ein wichtiges Element der Gesprächsführung oder ist es für euch einfach ein notwendiges Übel?
Spannendes Thema. Für mich ganz klar ein notwendiges Übel, welches ich erlernen musste. Lange Zeit hat mich das sehr überfordert und ich bin dem Smalltalk so gut als möglich aus dem Weg gegangen. Um neue Kontakte zu knüpfen, und besonders auch in der Berufswelt, ist es jedoch unabdingbar. Mit der Zeit habe ich Routine und dadurch Sicherheit bekommen. Zu lange darf er aber keinen falls dauern, da mir erstens bald die Themen ausgehen und zweitens meine Aufmerksamkeit schnell nachlässt. Ausserdem sind da noch die Fettnäpfchen, die mich mögen…
Liebe Grüsse
LikeGefällt 1 Person
danke für dein Feedback. Diese Fettnäpfchen kenn ich Gott sei Dank nicht so gut. Herzlich, Franziska
LikeLike
Für mich auch eher ein notwendiges Übel, an dessen Anwendung ich noch arbeiten muss… ich vermisse da eben auch diese Dinge, die ein richtiges Gespräch ausmachen. Zusätzlich ist bei smalltalk Schlagfertigkeit ganz hilfreich (mMn), aber damit kann ich bis heute nicht dienen.. 10 Minuten später meist erst 😉
LikeGefällt 1 Person
Ohne Kongruenz beim Gegenüber kann ich selbst Smalltalk nicht ernst nehmen. Auch bei „wie geht’s“ muss ein gewisses Interesse an der Antwort sichtbar sein (Mimik, Gestik), sonst schalte ich auf den „arroganten“ Modus und gehe dem Smalltalk aus dem Weg. Dann gelte zwar ich als der Seltsame, aber ich kann mich nicht verstellen. Kein Interesse = kein Talk, sei er auch noch so small. Ob ich dadurch etwas verpasse? Wär‘ spannend zu wissen.
LikeGefällt 1 Person