Die Verführungskünste des Internets oder ich bin ein Social-Media-Junkie

Letzte Woche war es ruhig auf meinem Blog, denn ich war in den Ferien. Und wenn ich in den Ferien bin, dann bin ich in den Ferien. Ferien vom Alltag, aber auch Ferien von dem ganzen Social-Media Kram. Das ist ganz und gar nicht despektierlich gemeint, auch wenn es vielleicht so klingen mag. Ich selbst bin nämlich ein riesengrosser Fan von all diesen Plattformen. Ein Leben ohne Social-Media ist für mich schwer vorstellbar. Und doch tut es zwischenzeitlich ganz gut, das Ganze etwas zu vernachlässigen.

Die ganze Social-Media Thematik ist nicht zu unterschätzen. Twitter, Facebook, WordPress und Co üben auf ganz viele Menschen eine magische Anziehung aus. Eine Anziehung, die mitunter süchtig machen kann. Wem dies widerfährt, der leidet unter der Social-Media-Sucht. Experten stufen das Suchtpotential sogar höher ein, als bei klassischen Suchtmitteln wie Alkohol oder Zigaretten. Das ist ein ganz schön harter Brocken, wie ich finde.

Im Alltag tue ich es täglich und das sogar mehrmals. E-Mails checken, E-Mails verschicken, Blogs lesen, Texte schreiben, kommentieren, auf Kommentare antworten, liken, chatten, googeln, Statistiken analysieren, etc., etc.

Und ich bin nicht allein. Man stelle sich vor – über eine Milliarde Menschen sind bei Facebook registriert. Ausgeschrieben sieht die Zahl dann so aus: 1’000’000’000. Krass, oder?

Auch bei Youtube tummeln sich über eine Milliarde User. TÄGLICH werden Videos mit einer Gesamtdauer von mehren MILLIONEN Stunden wiedergegeben und es werden Milliarden Aufrufe generiert. Im Vergleich dazu zwitschern bei Twitter lediglich zirka 500 Millionen Benutzer.

Im Internet kann man sich wunderbar verweilen und das stundenlang. Der Sog ist für viele unwiderstehlich. Als aktive Bloggerin kann ich das nur bestätigen. Schliesslich will ich wissen, wie und was auf meinem Blog läuft, welche Artikel gut ankommen und wie viele Aufrufe generiert wurden.

Gemäss Schätzungen sind 7% der Internetbenutzer süchtig – internetsüchtig. Tendenz steigend. Das Problem? Kaum einer will es wahrhaben.

Das Internet – es ist allgegenwärtig und steht uns immer und überall zur Verfügung – Zuhause, bei der Arbeit, im Zug, wenn man unterwegs ist oder aber auch in den Ferien. Das macht es nicht unbedingt einfacher, seinen Verführungskünsten zu widerstehen.

Darum gönne ich mir und meiner Familie in den Ferien 100% Franziska. Mhhhh… also fast. Immerhin beinahe. Vermutlich sind es nur 95%. Ich gebe es wirklich ungern zu, aber ich kann es mir nicht verkneifen, mich mindestens zweimal täglich in die weite Welt des Internets einzuloggen und auf Facebook, Twitter, WordPress und Co zu checken, was in den Stunden dazwischen passiert ist. Ferien hin oder her.

Um dann ernüchtert festzustellen, dass man gar verpasst hat. Ein bisschen wie in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, einer deutschen Seifenoper, die ich mir, seit sie ausgestrahlt wird, regelmässig antue anschaue. Jetzt ist es endlich raus – ich habe mich geoutet. Schande über mein Haupt, ich weiss, ich weiss.

Wer die Serie kennt (mal schauen, ob sich noch weitere Personen outen), der weiss, da kommen locker ein paar Jährchen Seifenoper zusammen. Auch dort gibt es immer wieder Zeiten, ja gar Wochen, wo ich keine einzige Serie schaue. Selbst nach mehrwöchiger Absenz stelle ich immer wieder fest, dass man nichts verpasst hat, weil der Plot einer Seifenoper so dermassen banal aufgebaut ist, dass selbst der Gelegenheits-Fan der Story ohne weiteres folgen kann.

Eigentlich sollte es unter diesen Umständen ein Leichtes sein, den Versuchungen des Internets zu widerstehen. Ist es aber nicht.

Ich bin ein Social-Media–Junkie, das gebe ich unumwunden zu. Aber einer, der auch mal fast ohne kann. Das ist gut, zu wissen, finde ich. Denn wenn ich mir meines Verhaltens bewusst bin, laufe ich weniger Gefahr, in die Abhängigkeitsfalle zu geraten.

Das Sucht-Gen wurde mir nämlich quasi in die Wiege gelegt. Das ist keine Ausrede, sondern eine Tatsache, die mir, Gott sei Dank. schon sehr früh im Leben bewusst geworden ist. Mitunter ein Grund, warum ich nie der Versuchung unterlegen bin, irgendwelche Glücklichmacher-Pillen oder andere Drogen auszuprobieren.

Richtig gefährlich wird’s aber erst, wenn man beginnt, wichtige Dinge des Lebens wie Essen, Körperhygiene, die Familie oder den Job zu vernachlässigen. Davon bin ich meilenweit entfernt. Junge Mädchen sind wegen des hohen sozialen Drucks unter Teenagern besonders gefährdet. Da hab ich ausnahmsweise mal Glück gehabt, gehöre ich doch definitiv nicht in diese Kategorie.

Wenn dieser Fall eintrifft, dann sollte man sich einer strikten Social-Media-Diät unterziehen und einen Weg suchen, um sich von Facebook & Co zu entgiften. Die britische Autorin Gemini Adams, früher selbst ein bekennender Social-Media-Junkie, hat darüber sogar ein Buch mit vielen praktischen Empfehlungen geschrieben – der Titel des vielversprechenden Buches lautet „The Facebook Diet“.

Wie viel Zeit verbringt ihr täglich online im Internet? Welches ist eure Lieblings-Social-Media Plattform? Süchtig oder zumindest gefährdet? Oder alles im grünen Bereich? Bin sehr gespannt, von euch zu lesen.

 

Quellenverzeichnis:

 

 

 

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

7 Kommentare zu „Die Verführungskünste des Internets oder ich bin ein Social-Media-Junkie

  1. Ich habe letzte Woche mal gerechnet, dass ich pro Tag durchschnittlich zwei Stunden mit meinen Beiträgen verbringe, dazu kommt das Kommentieren, das Lesen anderer Beiträge … Und das war dann nur WordPress.
    Okay, von Facebook bin ich kein großer Fan, da bin ich eher eine Zählleiche, aber hin und wieder verbringe ich dafür ein wenig Zeit auf Pinterest und dann ist da auch noch Twitter.
    Sucht? Nö. Jain. WordPress ist mir eine angenehme Pflicht, zumindest zu schauen, was ich lesen möchte. Und auf Kommentare zu reagieren. Es ist ein Hobby und das gehört gepflegt. Das impliziert Verantwortung. Auf Twitter war ich ein paar Tage lang nur kurz, um zu sehen was trendet, das ist für mich genau so eine Nachrichtenquelle wie Newsportale.
    Also ja, ich bin viel im Netz unterwegs. Und wenn mich jemand anquatscht, während ich mit dem Smartphone durch eine Timeline wische oder einen Kommentar schreibe, dann bringe ich das zu Ende, statt mich sofort der „Realität“ zuzuwenden, weil ich beides nicht streng hierarchisch voneinander trenne. Das Netz ist manchmal interessanter, besser oder wichtiger als mein reales Umfeld. Und umgekehrt. So wie manchmal Familie wichtiger ist als Job und manchmal Job wichtiger als Familie.
    Um es Sucht zu nennen, kann ich darüber zu gut reflektieren, entscheiden, priorisieren. Das ist das, was die Social-Media-Sucht im Kern für mich ausmacht: Ist keine körperliche Abhängigkeit, ist auch meiner Beobachtung nach kein Verlangen, sondern die (dauerhafte) Unfähigkeit, den Überblick zu behalten über das, was man tut.

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  2. Hallo Franziska, ich kann es echt nachfühlen was Du schreibst. Sogar das mit dem Sucht-Gen ist mir leider nicht so fremd wie ich es gern hätte. Auch ich ertappe mich immer wieder dabei „nur mal ganz fix“ irgendwo im Internet rumzustreunern, obwohl ich doch eigentlich was ganz anderes machen wollte. 🙂 Als ausgeprägte Sucht, vor allem mit negativen Begleiterscheinungen würde ich es bei mir aber nicht bezeichnen – eher als lästige Angewohnheit, die ich aber durchaus auch mal für ein paar Tage ablegen kann (und das dann ebenfalls unglaublich genieße 🙂 ). Was ich allerdings so fatal an dieser Social-media-Sucht finde, ist die Tatsache, dass dieser (Sucht-)Druck nicht einzig und allein aus einem selbst heraus erwächst (was sicher schlimm genug wäre), sondern auch noch von außen verstärkt wird. Ich nutze mein Handy seit einigen Monaten (ganz bewusst) kaum noch und muss mir ebenso lang schon immer anhören, dass ich ja so unglaublich schlecht zu erreichen sei. Immer mit dem vorwurfsvollen Zusatz „wenn mal was wichtiges ist, könnte ich Dich nie erreichen“. Ebenso verhält es sich mit meiner strikten Weigerung WhatsApp zu nutzen. Und wenn ich mal ein paar Tage nicht auf facebook nach Neuigkeiten geschaut habe, kommt garantiert auch da früher oder später immer irgendeine Bemerkung („Gefiel Dir mein Foto gar nicht? Du hast das gar nicht geliked.“, „….ach das meinst Du. Nee, dazu hatte ich die Antwort schon für alle auf facebook gepostet – musst Du halt öfter mal nachschauen…“). Ich denke also, die Gefährlichkeit bei dieser Sucht erwächst aus der Mischung von vorgegaukelter Teilhabe am Leben, einer Unmenge an schnell zugänglicher Information, der positiven Verstärkung durch Spaß und dem Glauben immer über alles informiert zu sein UND aus dem Druck, der von außen entsteht, wenn man mal nicht kann oder will. Jetzt hab ich hier so viel gebrabbelt – dabei wollte ich nur mal schreiben, dass ich den Beitrag gut fand. 😀
    LG 😉

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  3. 😉 alles im grünen Bereich…
    Nichts verpasst, wenn ich mal nicht online bin, da kann ich zustimmen…
    … eher hab ich das Gefühl, bin ich zu viel online, verpasse ich schon etwas…
    … das reale, wahre lebendige Leben… 🙂

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  4. Da hast du wohl recht. Social-media-Sucht ist Fakt.
    Und wenn man bedenkt, was in Barcelona alles neues auf den Markt kommt, dann wird mir richtig schwindelig.
    Ich hab mich nach meinen politischen Artikeln erst mal aus dem Internet ausgeklinkt und wollte nur meine mails angucken. Da stieß ich auf deinen Beitrag!!!
    Also, mach mal Pause und gönn dir was Gutes!
    LG
    PJP

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