Stop Smoking – oder warum es mir so schwer fällt, von der Sucht loszukommen

Manchmal bin ich so sehr in Gedanken versunken, das ich beim Verlassen der Wohnung den Schlüssel im Schloss stecken lasse oder beim Einräumen der Einkäufe meine Zigarettenschachtel im Kühlschrank verstaue. Um diese dann später ganz verzweifelt zu suchen. Als Raucher bin ich ein Sklave meiner Sucht. Und das wird mir in solchen Momenten, wo ich vermeintlich keine Zigaretten mehr habe, schmerzlich bewusst.

Ich rauche seit meinem zwölften Lebensjahr. Meine Tochter ist jetzt elf, das heisst, ich war nur ein Jährchen älter, als ich zur ersten Zigarette griff. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Tochter in nur einem Jahr… als Mutter finde ich diese Vorstellung ganz schrecklich.

Die Sucht kam schleichend. Zu Beginn habe ich einfach mal ab und an eine Zigarette geraucht. Es gab auch Tage und Wochen in denen ich gar nicht geraucht habe, weil sich die Gelegenheit dazu nicht ergab. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich etwa achtzehn, als ich bei einem Museumsbesuch bemerkte, dass ich eine Zigarette brauche. Ich wurde nervös und gereizt und hab sogar einen Rüffel vom Lehrer in Kauf genommen, um nach zirka zwei Stunden endlich eine Zigarette rauchen zu können.

Und wenn ich so über meine Sucht nachdenke und vor allem daran, wie viele Jahre ich das ungesunde Zeugs jetzt schon konsumiere, wird mir fast übel. Durch den Konsum von Zigaretten gehe ich ein ganz beträchtliches gesundheitliches Risiko ein. Ich könnte nämlich im schlimmsten Fall daran sterben. Auf meiner Packung werde ich jeden Tag daran erinnert, dass Rauchen tödlich ist.

Das kann ich eigentlich nicht schön reden und doch tue ich es. Als Raucher hat man doch so ein ganz eigenes Talent, die realen gesundheitlichen Gefahren einfach auszublenden. Dieses Talent ist zumindest bei mir ganz stark ausgeprägt. Und das, obwohl ich wegen des Rauchens bereits einen Backenzahn ziehen lassen musste. Paradontitis und Rauchen lässt sich nämlich nur schwer miteinander vereinbaren, da der Sauerstoffmangel im Mund den Bakterien so richtig Raum lässt, sich weiter zu vermehren, was dann wiederum dazu führt, dass nicht nur das Zahnfleisch entzündet ist, sondern nachweisbar Knochen abgebaut werden. Dies wiederum lockert die Zähne und führt langfristig zum Verlust der Zähne. Beängstigend? Ja, ich finde schon. Wer will schon mit sechzig Jahren oder früher selbstverschuldet mit einem Gebiss rumlaufen? Ich nicht!

Noch schlimmer ist jedoch die Tatsache, dass sowohl meine Grossmutter als auch mein Vater an einem „Raucherbein“ erkrankt sind. Bei meinem Vater musste deswegen vor zwei Jahren der linke Unterschenkel amputiert werden. Was ein solcher Verlust für einen Menschen bedeutet, kann ich mir ehrlichweise nicht einmal vorstellen.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu für mich. Und sie ändern auch nichts an der Realität. Ich rauche nach wie vor. Ich habe auch schon einige Versuche hinter mir, mit dem Rauchen aufzuhören. Dass mein Wille in diesem Bereich zu schwach ist, habe ich schon bei den ersten Versuchen festgestellt. Es gibt Menschen, die können das Rauchen von einem Tag auf den anderen aufgeben. Ich bewundere dies, habe es jedoch nie geschafft.

Also habe ich Hilfsmittel in Anspruch genommen. Bei Migräne hilft mir Akkupunktur hervorragend. Somit habe ich gedacht, dass es mir auch dabei helfen könnte, das Rauchen aufzugeben. Leider Fehlanzeige. Dann besuchte ich im schönen Kanton Appenzell einen Geistheiler, weil ich von Bekannten wusste, das dieser eine durchschlagende Erfolgsquote aufweisen kann. Der Mann hat mir dann mit dem Zeigefinger gefühlte fünf Mal auf die Stirn geklopft. Anschliessend reichte er mir die Hand zum Abschied und gratulierte mir dazu, dass ich von nun an Nichtraucherin sei. War ich aber nicht. Und der Kostenpunkt war auch nicht ganz ohne. Meine Lust nach Zigaretten war ungebrochen vorhanden und das Nichtrauchen war einfach nur eine Qual.

Dann habe ich es mit der Anti-Raucher-Pille „Champix“ versucht. Ich hatte gehört, dass Rauchern mit diesem Medikament das Aufhören deutlich häufiger gelinge als denen, die auf einen kalten Entzug setzen. Das war vor zwei Jahren. Es stimmt, das Nichtrauchen war durch die Medikamenteneinnahme zwar deutlich einfacher, jedoch bekam ich ganz schreckliche Albträume (eine bekannte Nebenwirkung), so dass ich gezwungen war, das Medikament abzusetzen.

In meinem Bekanntenkreis gibt es einige Genussraucher. Bei denen ist der Griff zur Zigarette zum Beispiel an ein gutes Glas Wein gekoppelt. Dann gibt es wieder Tage, wo sie gar nicht rauchen. Auch ich habe diese Variante schon ausprobiert. Am Anfang konnte ich mich noch recht gut kontrollieren. Nur eine Zigarette nach den Mahlzeiten. Doch der Konsum ist leider wieder rasch aufs gewohnte Mass angestiegen. Ich musste für mich feststellen, dass sich meine Sucht nicht täuschen lässt.

Für mich gibt es leider nur zwei Möglichkeiten – komplett aufzuhören oder gar nicht. Ich werde die Sache jetzt nochmals in Angriff nehmen und hoffe, dass ich mit klinischer Hypnose in den Bereich meines Unterbewusstseins vordringen kann, wo die Sucht mich noch nicht im Griff hatte.

Was sind Eure Erfahrungen damit? Habt ihr schon erfolgreich aufgehört? Mit welcher Variante? Oder habt ihr es so wie ich noch nicht geschafft?

Was sind Eure Erfahrungen? Was hat Euch geholfen, das Rauchen aufzugeben? Oder warum habt Ihr wieder damit angefangen?

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

7 Kommentare zu „Stop Smoking – oder warum es mir so schwer fällt, von der Sucht loszukommen

  1. Das kenne ich! Ich smöge scho länger nöme. Es isch mega easy xi ab dem Moment woni kei Lütmeh um mi ume gha han wo rauche. Höt rauchi no öpe 2 ziggi pro Johr und be froh, weni merke dasis gar nöme weti. Hoffe schaffisch es, nur ned ufgäh. 👍❤️

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  2. Meine Geschichte als Raucherin fängt ähnlich an wie deine: mit 12, mit 16 war ich auf einer Schachtel am Tag. So blieb es etwa 10 Jahre lang, bis ich zm ersten Mal schwanger wurde. Da war Schluss, ich habe nicht mehr geraucht. 17 Jahre lang.
    Dann kam die Trennung von meinem Mann, und es machte mich wieder eine Zigarette an. Ich dachte, nach so langer Zeit kann ich Gelegenheitsraucherin sein. Falsch. Ich war schnell wieder drauf.
    Solange ich rauche, versuche ich es zu reduzieren und einzustellen. Immer wieder schaffte ich es für ein paar Monate, und dann kommt wieder eine besondere Belastung, wie ich sie in den letzten Jahren leider viel zu viele hatte, und dann brauche ich Trost. Den finde ich manchmal nur in einer Zigarette.
    Meine Schwester hat es mit einem Raucherentwöhnungsseminar seit vielen Jahren geschafft. Es dauerte ein paar Tage, war schweineteuer, aber sie hat seither keine Zigarette mehr angerührt. Das gilt sogar für ihren Mann, der eigentlich gar nicht aufhören wollte zu rauchen. Sie hat ihn einfach angemeldet. 😉
    Ein Bekannter, der sehr starker Raucher war, hat es nach einem solchen Seminar auch geschafft, das war sogar nur einen Abend lang. Seit 3 Jahren raucht er nicht mehr.
    Sobald es in meinem Leben ruhiger wird und ich mir das dauerhafte Aufhören eher zutraue, werde ich auch so ein Seminar besuchen. Ein Versuch ist es wert.

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  3. Danke für Deine ausführliche Antwort. Falls es mit der Hypnosetherapie nicht klappt, weiss ich jetzt zumindest, was ich sonst noch versuchen könnte. Ich wünsche Dir, dass Du bald die nötige Ruhe im Leben findest. Herzlich, Franziska

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  4. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, das es klappt mit der Hypnose. Der Gedanke der mir dazu kam war: Was ist es, das dich veranlasst zu einer Zigarette zu greifen? Also ich meine Welche Gedanken hast du da so. Ich kann mir vorstellen das es ein immenser innerer Kampf sein muss, gerade auch wenn man aufhören möchte. Vielleicht kann man da aber auch irgendwie im Verhalten ansetzten. Also z.B. mal beobachten was ist im Vorfeld? Was fühle ich? Was würde mir jetzt eine Zigarette bringen? Kann ich das was ich durch die Zigarette bei mir erreiche auch anders erreichen? Und wenn du über solche Fragen nachdenkst, hast du vielleicht (weil du eh gerade im Stress bist) gar keine Zeit mehr eine zu rauchen…
    Mir kommt auch noch der Gedanke: Was hängst alles dran am rauchen? Ist es ein „Sich etwas gönnen/ erlauben?“ oder ein „sich verdienen?“ wie z.B. nach getaner Arbeit. Oder ein „Jetzt hab ich Stress,muss runter kommen, also eine rauchen?“ Was können also irgendwie andere Handlungsmuster sein, die du dann stattdessen tun kannst/ könntest?
    Ich denke das nur Hypnose allein nicht helfen würde, denke da müsste man vielleicht auch in seinem Tagesablauf Dinge irgendwie anders machen um das Risiko zu minimieren wo man eine Rauchen würde…es sich sozusagen nicht so einfach machen, das rauchen können erschweren oder so..

    alles Gute und viel Erfolg

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  5. Danke für Deinen sehr lieben Kommentar und die vielen Gedanken, die Du Dir zum Thema gemacht hast. Ja, das Rauchen ist bei mir an vielerlei Dinge verknüpft…Es ist von allem etwas, Belohnung nach getaner Arbeit, der Kaffee am Morgen, bei Stress um runter zu kommen, Warten auf den Bus. Du hast Recht, Hypnose allein genügt nicht. Ich muss gewisse Tätigkeiten von der Zigarette abkoppeln, mir ein neues Belohnungssystem aufbauen, etc. Ich bin guter Dinge, das ich es schaffen werde. Herzlich, Franziska

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