Party adieu, Kater ahoi?

Es ist schon ein Weilchen her, seit ich das letzte Mal durch die Clubs der Stadt gezogen bin und ausgiebig und wild gefeiert habe, als gäbe es kein Morgen. Aber natürlich gibt es ein Morgen. Kater ahoi. Ein wildes Hämmern im Kopf, im Mund ein fauliger Geschmack, die Zunge pelzig. Ein sehr, sehr unangenehmer Zustand.

Ich gebe es ungern zu, aber ich denke, es liegt an meinem Alter. Immerhin werde ich in diesem Jahr 43 Jahre alt. Würde man die beiden Ziffern umdrehen, wäre mir das um einiges lieber. Aber das Leben ist leider kein Wunschkonzert. Ich stehe also mitten im Leben. Wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich eigentlich nicht jünger sein, nur jünger aussehen. Das wäre toll.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Natürlich gehe ich aus. Ich gehe sogar regelmässig aus und das immer noch sehr gerne. Ich gehe mit Freunden oder mit meiner Familie essen. Aber einfach gemütlich und gemächlich. Es kommt auch so immer wieder einmal vor, dass ich „zu tief ins Glas schaue.“ Ich bin ein Genussmensch, das war ich schon immer. Das richtige Mass zu finden, war und ist nicht meine Stärke, doch ich arbeite daran. Zudem liebe ich es, gute Musik zu hören und Konzerte zu besuchen. Ich tanze gerne und leidenschaftlich, bevorzuge heute jedoch Sitzplätze. Auch so eine Sache, die sich im Laufe der Jahre verändert hat…

Auf wilde Partys habe ich im Moment so gar keinen Bock. Das war früher ganz anders. Da konnte man mich kaum bremsen. Vollgas war mein zweiter Vorname. Gerade letzten Freitagabend war ich mit einer Freundin lecker Sushi essen. Danach gönnten wir uns noch ein, zwei Drinks. Ich war sage und schreibe um 23 Uhr zuhause. Um diese Uhrzeit ging die Party früher erst los. Diese Zeiten sind irgendwie vorbei. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, schleicht sich doch ein ganz kleines bisschen Wehmut in mein Herz. Ein paar kleine, leicht bittere Tropfen.

Ich fühle mich nicht alt. Und trotzdem hat sich in den letzten ein bis zwei Jahren so einiges verändert. Es mag einerseits am Alter liegen, andererseits sind es vielleicht einfach meine Lebensumstände. Manche Dinge nehme ich bewusst wahr, andere passieren wohl eher unbewusst. Ich bin weniger suchend, weniger getrieben. Vielleicht ist geerdet der passende Ausdruck. Ja, ich fühle mich geerdet.

Apropos Alter und sich alt fühlen… Wenn ich daran denke, dass ich mich nach einer durchzechten Nacht in wenigen Stunden um Jahre gealtert gefühlt habe, dann bevorzuge ich doch die etwas ruhigere Variante. Ich bin jetzt zwar älter, gehe nicht mehr so viel aus, fühle mich jedoch im Gegensatz dazu jünger als ich eigentlich bin. Und das ich dem Kater nicht mehr so oft begegnen muss, ist durchaus ein sehr angenehmer Nebeneffekt.

Ich verabschiede mich nicht vom Partyleben. Wenn es sich ergibt, dann werde ich bestimmt auch wieder Vollgas geben. Einfach dann, wenn es passt und mir danach ist.

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Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

4 Kommentare zu „Party adieu, Kater ahoi?

  1. Früher konnte ich auch nicht länger weggehen als heute. Das war von 22 Uhr bis maximal 1 Uhr nachts. Was sich mittlerweile bei mir geändert hat ist, dass ich wenn ich weggehe, nicht mehr so lange stehen will mit meinen 34 Jahren und das ich den Abend nicht mit Cola und Fanta verbringe. Ich muß wirklich sagen, dass mein Weggehverhalten sehr bequem geworden ist. Umgekehrt würde ich mir auch Sorgen machen, wenn die Discotheken-Zeit von 14-26 Jahren nicht seinen Reiz verloren hätte. Ich arbeite, treibe Sport und mache Weiterbildungen im Coaching Bereich. Ich bin mehr ausgelastet als früher, als es nur darum ging, zur Schule zu gehen oder sein Studium zu schaffen.

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  2. Ja, ich stimme Dir zu. Das Leben kann einem ziemlich in Anspruch nehmen. Ich versuche, mit der Energie besser zu haushalten. Früher viel mir das deutlich schwerer. Heute kann ich aus die stillen Momente geniessen. GLG, Franziska

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