Typisch Frau – Entschuldigung, Sorry – Das muss nicht sein?

Gestern war Weltfrauentag. Ein Tag für die Rechte (im Allgemeinen und insbesondere auch bei der Arbeit) der Frauen und den Weltfrieden. So zumindest steht es in Wikipedia. Eine sehr bedeutende Sache also, das meine ich ganz im Ernst, und zwar ohne einen Hauch von Sarkasmus.

Im Gegensatz dazu dreht sich beim Weltmännertag meines Wissens alles um die Gesundheit des Mannes. Auch bedeutend, wie ich finde, doch ich meinen Augen weniger bedeutend als der Weltfrauentag. Hab ich Recht oder hab ich Recht? Zumindest unter dem Aspekt der Gleichberechtigung eine durchaus berechtigte Frage. Hier wäre ein jedoch ein augenzwinkerndes Emoji durchaus angebracht.

Mal ganz abgesehen vom gestrigen Tag – einfach so: Frauen sind wunderbar und ohne uns wäre die Welt ganz schön am Arsch.

Ich glaube, da könnte man einzig und alleine noch so argumentieren, dass die Welt auch ohne Männer im Nu am gleichen Punkt landen würde, und ich hätte nicht den Hauch einer Chance, diesem Argument zu widersprechen.

Worauf will ich hinaus? Es braucht beide Geschlechter auf diesem wunderbaren Planeten. Beide Geschlechter mit ihren unterschiedlich ausgeprägten Stärken UND Schwächen.

Und wenn man es noch weiter runterbricht, dann sind wir einfach Menschen.

Und wenn wir schon von Rechten sprechen, dann sind mir die Menschenrechte die allerliebsten und wichtigsten. Die gelten, und das gilt es vor allem durchzusetzen, nämlich für ALLE. Und wenn man einen Blick in die Welt wirft, stellt man immer wieder mit Schrecken fest, dass dem nicht überall auf der Welt so ist.

Ich bin ein Fan von Gleichberechtigung, wenn es bedeutet, dass bei Menschen für die gleiche Arbeit, egal ob Mann oder Frau, die gleichen Lohnmechanismen und Karrierechancen greifen. Das sehr wohl.

Doch oft sind halt die Leistungen einer Frau nicht mit den Leistungen eines Mannes vergleichbar (und zwar nicht darum, weil sie schlechter oder minderwertiger sind, sondern weil Frauen und Männer, zumindest was den Körperbau anbelangt, in der Regel deutliche Unterschiede aufweisen) und ich verstehe nicht, warum viele Frauen damit ein Problem haben.

Solange man sich auf seine Stärken konzentriert und nicht auf Teufel komm raus dem männlichen Pendant nacheifert, um dann (vielleicht oder ziemlich wahrscheinlich) festzustellen, dass ein Gros der Frauen doch lieber nicht auf einer Baustelle oder im Strassenbau arbeiten möchte.

Das war jetzt eine ziemlich lange Einleitung, um endlich an den Punkt zu gelangen, wo ich mit diesem Text eigentlich hin will.

Ich glaube nämlich, dass viele Frauen die Tendenz haben, sich immer wieder „klein“ zu machen und sich selbst zu wenig zuzutrauen.

Und ein weiteres typisches Frauending ist die Tatsache, dass wir uns immer wieder entschuldigen. Für alles Mögliche und Unmögliche. Ständig und immer wieder und oft ohne einen ersichtlichen Grund.

Beispielsweise gestern: Ich stand im Migros an der Kasse – vor mir eine ältere Dame. Sie legte den Inhalt ihres Einkaufskörbchens aufs Laufband; acht kleine Blumentöpfe mit Stiefmütterchen-Setzlingen. Durch die kleinen Löcher am Boden der Töpflein fielen ein ein paar Erdkrümel auf das Einkaufsband. Die Frau hat sich dafür zirka drei Mal bei der Verkäuferin entschuldigt. Dann nahm die Verkäuferin den ersten Topf in die Hand und fand kein Preisschild. Die ältere Dame hat sich auf dafür entschuldigt. Die Verkäuferin fragte dann ihre Kollegin nach dem Preis. Die ältere Dame hat sich dann erneut entschuldigt, dass sie ihnen (der Verkäuferin und der Kollegin) solche Umstände bereite.

Danach lag etwas Erde im „Einkaufsauffangbecken“ (wie heisst das Teil überhaupt?) –dafür hat sie sich zwei weitere Male entschuldigt. Zu guter Letzt ist der Frau in den Sinn gekommen, dass sie noch eine Kleinigkeit vergessen hat und sie musste nochmals in den Laden zurück, um es zu holen. Das Ganze dauerte knappe zehn!!! Sekunden, aber auch dafür hat sie sich dann bei mir mindestens zwei Mal entschuldigt, weil ich wegen ihr so lange warten musste.

Während ich das Entschuldigungs-Spektakel beobachtete und mit jeder ausgesprochenen Entschuldigung etwas verwirrter aus der Wäsche guckte, formte sich in meinem Kopf die Idee für diesen Beitrag.

Diese Frau und ihre vielen Entschuldigungen waren für mich der Inbegriff aller unnötigen „Entschuldigungs-und-Sorry-Beispiele“.

Zu meinem Ärger neige auch ich dazu, mich des öfteren zu entschuldigen, obwohl ich gar nichts getan habe, wofür ich mich entschuldigen zu entschuldigen bräuchte. Es ist tatsächlich schon vorgekommen, dass ich mich bei meiner Familie dafür entschuldigt habe, dass ich nicht für sie kochen kann, weil ich KRANK war…

Dasselbe Verhalten habe ich sogar schon bei meiner Tochter beobachtet:

Ich reichte ihr das Pausenbrot und dieses fiel, weil ICH meine Hand zu früh zurückzog, auf den Boden. SIE sagte „Sorry“ und entschuldigte sich bei mir. Worauf ich sagte, sie müsse sich dafür nicht entschuldigen, denn ich war in diesem Moment einfach zu ungeduldig.

Ihr fragt euch vielleicht, was der Weltfrauentag und das Thema „Warum sich Frauen zu oft entschuldigen“miteinander gemein haben.

Natürlich können und sollen Frauen einen internationalen Frauentag zelebrieren, um auf ihre Anliegen und Forderungen aufmerksam zu machen.

In meinen Augen macht es jedoch deutlich mehr Sinn, wenn die gewünschten Veränderungen schlicht und ergreifen bei einem selbst und bei der eigenen Wahrnehmung beginnen.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, dass wir Frauen aufhören sollten, es möglichst allen und jedem immer Recht machen zu wollen und falls es nicht klappt, weil dies eh ein Ding der Unmöglichkeit ist, uns dafür auch noch zu entschuldigen.

In der Schweiz gibt es übrigens eine Plattform für Frauen namens Tribute, welche diesem Thema sogar ein eigenes Seminar mit dem wunderbaren Titel „Sicher nöd SORRY“ gewidmet hat.

Hey, und sorry dafür, dass ich mit meinem Beitrag eure wertvolle Zeit in Anspruch genommen habe. So, der musste jetzt einfach noch sein, um zu verdeutlichen, worum es mir in diesem Beitrag geht.

Liebe Leserin UND lieber Leser, jetzt will ich es natürlich von euch wissen: Kommt euch dieses Thema bekannt vor? Bin gespannt, von euch zu lesen.

Bildquelle: http://www.pixabay.com

 

 

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

2 Kommentare zu „Typisch Frau – Entschuldigung, Sorry – Das muss nicht sein?

  1. Das ist jetzt blöd, dass ein Mann zum Thema als erstes schreibt … Ich bitte um Verzeihung. 😉

    Bei dem Verhalten der alten Dame fiel mir ein: Letzte Woche hatte ich einen ähnlichen Fall vor mir. Blumenerde auf dem Rollband der Kasse. Der Herr mittleren Alters entschuldigte sich auch dafür, für mich nachvollziehbar, aus Höflichkeit und weil er der Dame an der Kasse zusätzliche Arbeit gemacht hat. Die muss es ja am Ende wegmachen. Grundsätzlich finde ich es sehr höflich, sich bei Dienstleistern zu bedanken, wenn man ihnen die Arbeit schwerer macht, auch wenn es nur versehentlich geschieht. Wenn ich zielsicher aber unbemerkt aus der Gemüsekiste das einzige Stück Obst ohne Strichcode ziehe, entschuldige ich mich dafür auch. Im besten Fall fühlt sich das Wesen an der Kasse als Mitmensch geschätzt und nicht wie ein Kassier-Roboter. Es darf bei manchen Menschen gern weniger werden mit dem Entschuldigen, bei manchen gern mehr. Ich find es sympathisch, dass wir zumindest noch Anflüge schlechten Gewissens zeigen, wenn wir nicht so rücksichtsvoll sind, wie wir es gern wären. Darin drückt sich, wenn es ernst gemeint ist, zumindest ein klein wenig Wertschätzung für den anderen und die Rücksichtnahme als gesellschaftliche Praxis aus.

    Was übrigens die Sache mit der Leistung angeht, die du in der Einleitung erwähnst: Es geht bei der Sache mit der körperlichen Stärke nicht um ein vermeintliches Faktum, dass Männer stärker sind als Frauen. Es geht drum: Ist das relevant? Warum müssen wir das messen? Warum ist Stärke wichtig? Es drängt sich, seitdem wir keine Mammuts mehr jagen müssen (Was Frauen bestimmt auch hinbekämen), die Frage auf: Warum behalten wir das Kriterium bei, wenn nicht, um einen Geschlechterunterschied zu konstruieren?
    Für Ohrläppchengröße oder die Fertigkeit im Bauchnabelpulen interessiert sich ja auch niemand. (Davon abgesehen kenne ich durchaus Frauen, die mich kräftemäßig in die Tasche stecken, obwohl ich einigermaßen austrainiert bin ^^)

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