In jedem Gespräch mit Menschen sendet das Gegenüber nicht nur Worte, sondern auch non-verbale Signale. Die Gefühle des anderen erkennen wir nicht nur an dem Gesagten, sondern ebenso am Tonfall, an der Mimik und Gestik.
Ein verliebter Mann blickt seiner Angebeteten beispielsweise tief in die Augen und flüstert ihr dann ein zartes „Ich liebe dich“ ins Ohr. Dabei streichelt er ihr sanft über den Arm. Sein Gesichtsausdruck ist sanft. Gesten und Mimik stimmen in diesem Bild, sie untermauern das Gesagte. Sie runden das „Ich liebe dich“ ab.
Kommunikation findet auf vielen Ebenen statt. Worte sind nur ein Teil davon.
Mir fällt auf, dass dieser Aspekt in einem Gespräch häufig vergessen geht.
Kommunikation lebt davon, dass wir das, was wir hören mit dem, was wir sehen in Einklang bringen können. So erhalten wir von unserem Gegenüber wertvolle Informationen und können so die Beziehung stärken und ausbauen.
Was aber passiert, wenn die verbalen und non-verbalen Gesprächskomponenten nicht miteinander übereinstimmen?
Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Wenn der gleiche Partner seiner Freundin ein „Ich liebe dich“ entgegen schreit, dabei die Stirn in Falten legt und sie keines Blickes würdigt, kann sie das Gesagte zwar hören, aber nicht verstehen. Es verwirrt sie sogar regelrecht. Wie soll sie darauf reagieren?
Was er sagt und wie er sich dabei verhält, passen schlicht und ergreifend nicht zusammen. Es ist paradox und widersprüchlich.
Und im Gegenzug dazu hat die Freundin keinen blassen Schimmer, was sie glauben kann oder was sie tun soll. Sie ist in einer Zwickmühle. Im Englischen wird dieser Zustand „double bind“ genannt.
Im Alltag erlebe ich das immer mal wieder. Vor allem, wenn man ein Gespräch mit der Frage „Wie geht es dir?“ eröffnet. Wie oft hört man auf diese Frage ein „Danke, gut“. Oft merke ich aber, dass eine solche Antwort nicht mit der Mimik der Person übereinstimmt: Augenringe, angespannte, Körperhaltung, bleiches Gesicht, trauriger Blick, aufgesetztes Lächeln. Es gibt viele Anzeichen. Manchmal frage ich nach, oft auch nicht. Schliesslich will nicht jeder über seine Schwierigkeiten sprechen. Aber die Schulung dieser Wahrnehmung ist eine Möglichkeit, seinen eigenen Blick zu schärfen. Für die non-verbalen Signale, die man selbst aussendet.
Was ich in der Double-Bind-Kommunikation spannend finde, ist allerdings ein anderer Aspekt, da er für viele Menschen nicht so offensichtlich ist:
Hinter Double-Bind-Aussagen verstecken sich nämlich oft Bedürfnisse, Wünsche oder Sehnsüchte.
Auch ich habe mich schon bei solchen Aussagen ertappt – kaum ausgesprochen, wusste ich schon, dass ich eigentlich genau das Gegenteil sagen wollte. Mir passiert das beispielsweise dann, wenn ich mit meinem Partner Streit habe. Da ist mir schon rausgerutscht, dass ich ihn überhaupt nicht brauche und auch ohne ihn wunderbar zurechtkomme. Nicht nötig zu erwähnen, dass das völliger Quatsch ist und überhaupt nicht den Tatsachen entspricht.
Wenn ich so kommuniziere, liegt der Grund oft darin, dass ich emotional überfordert bin und innerlich ein Gefühl der Zerrissenheit verspüre. Irgendwie sind solche Aussagen dann wie emotionaler Durchfall. Leider fällt mir grad kein besserer Vergleich ein.
Das Ganze ist ziemlich komplex: eigentlich bin ich in diesem Moment das Opfer meines Gefühlschaos, aber ich mache mit einer solchen Double-Bind Aussage meinen Partner ebenfalls zum Opfer. Das geschieht nicht bewusst und ist nicht böse gemeint.
Wir alle kennen sicher solche oder ähnliche Double Binds. Es sollte einfach nicht zu häufig vorkommen, denn die Art, so zu kommunizieren, löst beim Gesprächspartner Unsicherheit und manchmal regelrecht Verwirrung aus. Es ist zudem auch oft sehr verletzend.
Solche Double-Bind-Aussagen sind für den Empfänger in der Regel nicht oder nur sehr schwer zu entschlüsseln, ausser man erläutert sie zu einem späteren Zeitpunkt, was ich an dieser Stelle den Betroffenen wärmstens empfehle.
Doch selbst, wenn man als Empfänger in der Lage ist, die Botschaft zu entschlüsseln, ist man in einer Zwickmühle. Denn auch dann weiss man noch nicht, was man zu tun oder zu lassen hat.
Habt ihr solche oder ähnliche Double-Bind-Kommunikationssituationen auch schon erlebt, liebe Leser und was tut ihr dagegen?
Oh ja, Solche Situationen kenne ich auch, ich finde es immer sehr schade_schlimm, dass dabei die eigentliche Botschaft, also das was ich eigentlich versuche zu sagen, verloren geht. Es ist wie ein aufgeladen sein und dieser Emotionsstrom muss dann auf einmal, und zwar alles raus.
Besonders schlimm glaube ich ist es, wenn sich viel aufgeladen hat. Es ist als müsste dann alles auf einmal raus. Von früher kenne ich auch noch, dass dann auch altes wieder hoch geholt wird. Dinge die eigentlich schon abgeschlossen sind.
Wichtig denke ich, ist dabei, dass ich darauf achte, ohne Vorwürfe zu kommunizieren. Sich während des redens bewusst zu machen:
Was möchte ich eigentlich sagen?
und
Was gehört hier jetzt auf keinen Fall hin?
Um dann im nächsten Schritt zu überlegen:
Wie formuliere ich das ganze (Ich-Du Botschaften).
Welche Emotionen gehören tatsächlich dazu?
und
Welche Felder werden zusätzlich angesprochen, was sind die alten Gefühle?
Wenn ich langsam darüber nachdenke, während der Situation habe ich viel mehr die Chance mir im klaren zu sein, was ich sagen möchte.
Wichtig ist dabei denke ich eben auch, das richtige zuhören, den Partner wahrzunehmen und in der Situation zu erkennen:
Was möchte er_sie mir sagen?
Was sind jetzt bei ihm_ihr Emoitionen die einfach mit schwingen, weil bei ihm_ihr die Gefühle mit angesprochen werden.
Das ganze brauch viel Übung und eine Art seine Emotionen zu übersehen, für den Moment. Seine_ihre Worte wiederholen. Ihm_ihr zeigen das ich zugehört habe und ihn_sie darauf hinweisen:
Du hör mal, ich verstehe deine Aufgebrachtheit_deine Gefühle, aber ich glaube sie kommen wo anders her und haben mit dem Thema wenig zu tun.
Lass uns mal schauen wie wir ein Thema angehen können:
Gemeinsam und nicht Gegeneinander.
…mit🐘blauenGrüßen✨
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Guten Morgen Franziska,
da hast du ja ein Fass für mich aufgemacht. In vieler Hinsicht..
Eine klassische Double Bind Situation ist ja eine Aufforderung, der man nicht nachkommen kann. Eine Zwickmühle oder auch Beziehungsfalle. Wenn du zB zu jemandem sagst:
`Sei mal spontan!!´ Dann kann dieser Aufforderung nicht entsprochen werden, denn wenn man etwas tut, ist es ja nun mal nicht spontan und wenn man nichts tut kommt man der Aufforderung auch nicht nach. Andere Beispiele fallen mir jetzt nicht ein.
Neben den Double Binds gibt es ja noch die sog. `Paradoxe Intervention´, mit der man Leute wohl eher nur verunsichert. `Auf jeden Fall vielleicht!´ fällt mir dazu grade ein. Oder wie mir eine ältere Dame erzählte, was sie immer sagte, wenn in einer Gesprächsrunde keiner mehr so recht was zu sagen weiß und alles schweigt. Dann sagt sie ganz theatralisch:
`Ja ja, die armen Vögeln im Walde´. Und schon kommt das Gespräch wieder in Gang.
Was mir noch einfällt: Bei der Erziehung von kleinen Kindern sind solche Paradoxen Interventionen manchmal sehr hilfreich.
Und der Gipfel ist, dass dieser Donald Trump mit seinen widersprüchlichen Aussagen genau diese Palette von Double Binds und Paradoxen Interventionen bedient. Das ist mir schon von Anfang an aufgefallen und es wundert mich nur, dass er damit die `ganze Welt´ verunsichert.
Ich könnte jetzt noch lange weiter berichten, was ich mit diesen Kommunikationsfallen alles angestellt habe, will mich jetzt aber lieber zurückhalten.
Aber die Aussage deines Artikles ist schon sehr wichtig. Zu erkennen, dass wir in unserem `Gefühlschaos´ häufig falsch überreagieren und einfach nicht `die Wahrheit´ sagen.
Schön, dass du das mal aufgegriffen hast. Ganz in meinem Sinne!!
Eine schöne Restwoche!!
Jürgen aus Loy (PJP)
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Liebe Jürgen aus Loy, ich schätze deine Kommentare sehr und finde es grossartig, dass du dir Zeit nimmst, so fleissig zu kommentieren. Für einmal muss ich dir aber widersprechen. Gerade in der Kommunikation mit Kindern finde ich es sehr wichtig, klare Ansagen und Aussagen zu machen. Ich habe diese Art der Kommunikation in meiner Kindheit häufig erfahren und ich muss sagen, sie hat mich oft sehr verwirrt und ich wusste nicht, woran ich bei dem entsprechenden Elternteil war. Liebe Grüsse und auch dir noch eine schöne Woche, Franziska
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Das ist ein sehr interessanter Aspekt, den du in deinem Text aufgreifst: „Von früher kenne ich auch noch, dass dann auch altes wieder hoch geholt wird.“ Häufig reifen so angestaute Themen im Laufe der Zeit und können unter Stress dem (selbst auferlegten) Druck nicht mehr standhalten. Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag. Herzlich, Franziska
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Hallo nochmal kurz zu dir, liebe Franziska,
Kinder brauchen immer klare Ansagen und müssen auch das `NEIN´ lernen bzw. Grenzen kennen lernen.
Das mit der paradoxen Intervention bezog sich lediglich darauf, dass ich ein Kind kenne, das immer sehr leicht großes `Heultheater´ inszeniert, auch wenn es sich nur geringfügig mal stößt o.ähnliches.
Diese Art des Heulens ist soz. anerzogen durch die Reaktionen der Eltern mit viel Bedauern und Zuwendung aus nichtigen Gründen.
Ich sage dann immer: Du musst lauter heulen u. ähnliches oder puste den vermeintlichen Schmerz einfach weg.
Ich denke du verstehst, ist nicht so einfach zu beschreiben, wollte das nur noch gern ergänzen, weil Kinder für mich die wunderbarsten Geschöpfe sind, solange sie noch `frei´ sind.
LG Jürgen aus Loy (PJP)
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