Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr…

Mein Vater glaubte noch fest daran. Dieser Spruch ist jedoch ein Irrglaube und absoluter Bullshit.

Warum fallen wir Menschen häufig in die gleichen negativen Verhaltensmuster zurück? Was ist der Grund, warum wir uns oft vom selben Typ Mensch angezogen fühlen? Warum lassen wir uns Beziehungen ein, obwohl wir wissen, dass wir emotional enttäuscht werden? Immer und immer wieder. Obwohl wir es doch eigentlich besser wissen müssten…

In unserem Kopf haben wir ein sehr wichtiges Organ, das wichtigste Organ überhaupt – das Gehirn. Wenn es voll funktionstüchtig ist, dann ist unser Gehirn ein obergeniales Wunderding.

Von frühster Kindheit an wird unser Verhalten durch unser Umfeld und durch die Umwelt nachhaltig beeinflusst. Wir alle haben unseren eigenen Lebensfilm, der uns sowohl positiv als auch negativ prägt.

Jeder Gedanke, den wir aussenden, erzeugt eine Chemikalie. Diese wiederum löst Gefühle aus und unser Körper reagiert darauf. Je häufiger dies passiert, desto mehr gewöhnt sich ein Mensch an diesen Zustand. Man kann sogar sagen, dass er von diesem Gefühl regelrecht abhängig wird. Was der Mensch kennt, fühlt sich rasch vertraut an. Auch wenn es sich um ein negatives Gefühl handelt. Dem Gehirn ist es nämlich ganz egal, ob wir positiv oder negativ Denken. Ein solches Verhaltensmuster kann in Fleisch und Blut übergehen, denn ganz oft haben wir es uns über viele Jahre angeeignet.

Bei vielen Menschen hat dies auch auf die Partnerwahl einen starken, meistens jedoch unbewussten, Einfluss. Dies führt dazu, dass Mann/Frau einen Partner wählt, der erstaunlich genau weiss, wie er gewisse „Knöpfe“ drücken muss, damit das uns vertraute, negative Gefühl wieder und wieder erlebt werden „darf“.

Dies macht es leider so einfach, innere Zustände zu bewahren, die wir uns jahrelang antrainiert haben. Es kann geschehen, dass jemand, der sich oft minderwertig fühlt, einen Partner „auswählt“, der es dieser Person möglich macht, das lang antrainierte Verhalten und die damit verbundenen Gefühle zu bewahren, weil das Gehirn respektive die Körperzellen sonst auf Entzug kommen.

Es kann sogar vorkommen, dass wir dieses Verhalten von unserem Partner erwarten. Durch diese Erwartung erzwingt man dann von seinem Gegenüber ein bestimmtes Verhalten. Dieses Phänomen nennt sich „die selbsterfüllende Prophezeiung“ (engl.: self-fullfilling prophecy). Dazu jedoch ein anderes Mal mehr.

Ich zum Beispiel fühlte mich rasch ungeliebt. Da reichte schon ein Blick aus und konnte dieses negative Gefühl in mir auslösen. Dies hat damit zu tun, dass ich durch die psychische Krankheit beider Elternteile tatsächlich in Sachen Liebe zu kurz kam. Oft versuchte ich, durch angebotene Hilfe, Liebe und Aufmerksamkeit zu gewinnen. Lange wollte ich allen immer alles Recht machen und dachte, dass ich dadurch liebenswerter werde.

Heute ist das nicht mehr so. Ich weiss, dass ich liebenswert bin. Unabhängig davon, ob ich dafür etwas leiste oder jemandem helfe.

Mir war lange Zeit nicht bewusst, wie stark ich mit diesen gewohnten Emotionen verhaftet war und das mein Gehirn diese Gewohnheit automatisch weiterführt.

Und jetzt kommt die gute Nachricht:

Unser Gehirn kann sich nämlich auch im Erwachsenenalter ständig weiterentwickeln und verändern. Zu jeder Zeit und in jedem Alter. Und das sogar ziemlich schnell. Man muss dafür „nur“ neue synaptische Verbindungen anlegen. Das menschliche Gehirn kann dank unseres Frontallappens optimal umstrukturiert werden. Wenn wir das denn wollen…es bedeutet jedoch, das wir bereit sein müssen, diese Umstrukturierung zu trainieren und zu üben. Und das ist ganz schön anstrengend. Da rede ich durchaus aus eigener Erfahrung.

Dr. Joe Dispenza hat an drei amerikanischen Universitäten studiert. Seine Schwerpunkte lagen auf den Bereichen Biochemie, Neurologie und Gehirnfunktionen Er sagt dazu: „Mentales Üben ermöglicht uns, unser Gehirn zu verändern – eine neue Ebene des Denkens zu erschaffen, ohne irgendetwas anderes zu tun als zu denken. Es bedeutet, mental uns selbst zu sehen und zu erfahren, wie wir eine selbst gewählte Fertigkeit, einen Seinszustand oder eine innere Haltung ausüben. Durch mentales Üben können wir die hochentwickelten Eigenschaften unseres Stirnlappens nutzen, um etwas in unserem Leben signifikant zu verändern. Etliche Studien haben bewiesen, dass das Gehirn nicht zwischen innerer, gedachter Erfahrung und äusserlich erlebter Erfahrung unterscheiden kann.“

Eine Methode, die ich persönlich auch schon angewendet habe, ist die „Transformation“. Da in unserem Alltag Zeit ein sehr knappes Gut ist, habe ich mich für die „Transformation super light“ entschieden.

Ganz wichtig und Voraussetzung für gutes Gelingen ist, dass man die Veränderungen wirklich will!

Empfehlenswert ist es, wenn man sich im Vorfeld bereits mit dem Thema auseinander setzt. So kann man sich aus diversen Informationsquellen eine neues positives Bild gestalten. Das ist ein bisschen wie Stretching, nur in diesem Falle betrifft es nicht die Muskeln sondern unser Gehirn. Das Gehirn wird damit aufs kommende Training vorbereitet.

Danach definiert man sich eine Kurzformel. Diese soll leicht zu merken und prägnant sein. Meine Formel lautete: „Ich bin eine liebenswerte Person“. Oder bei einer ängstlichen Person kann es zum Beispiel folgendes sein: „Ich will mutig sein.“

Dann kommt das Üben. Um eine dauerhafte Veränderung herbeizuführen ist es wichtig, dass täglich trainiert wird. Wenn man nur einmal pro Monat Sport macht, nützt das ja auch nichts. Das weiss ich ebenfalls aus eigener Erfahrung.

Diese Kurzformel sollte man täglich 5-25 mal repetitiv aufsagen, sprich mental trainieren. Wenn regelmässig geübt wird, werden neue neuronale Netzwerke aufgebaut (liebenswert) und alte abgebaut (nicht liebenswert).

Das ist jetzt alles natürlich sehr vereinfacht beschrieben. Das Thema „Transformation“, die Macht der Gedanken und was man damit alles erreichen kann, finde ich sehr faszinierend und spannend. Wer mehr dazu wissen will, dem empfehle ich das Buch „Schöpfer der Wirklichkeit“ von Dr. Joe Dispenza.

Eine Veränderung herbei zu rufen ist nicht einfach, aber möglich! Ich finde das fantastisch.

Wir können unsere Denkmuster beobachten und lernen, unser Gehirn mit neuen Mustern zu programmieren. Damit können wir uns aus der Sklaverei von negativen Verhaltensmustern befreien und werden offen für neue, positive Gefühle, Glück und emotionale Zufriedenheit.

Glaubt ihr an die Möglichkeit, sein Verhalten nachhaltig zum Positiven verändern zu können? Habt ihr das schon ausprobiert? Was sind eure Erfahrungen?

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

10 Kommentare zu „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr…

  1. Viele Menschen identifizieren sich zwangsläufig mit ihren Prägungen. Wenn du einem ängstlichen Mensch seine Angst nimmst, dann weiß er nicht mehr, wer er ist, denn als mutiger Mensch kennt er sich gar nicht. Einer unserer Urinstinkte ist eben: Hüte dich vor allem Fremden, es könnte gefährlich sein. So hat man früher überlebt. Deshalb halten sich Menschen auch manchmal an stressvollen Belastungen oder gar an Krankheiten fest, weil sie sich als energiegeladenen und gesunden Menschen nicht kennen. Verrückt.

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  2. Zudem ist es in der Komfortzone auch sehr bequem…Etwas zu verändern ist damit verbunden, eine ziemliche Anstrengung in Kauf zu nehmen. Tatsächlich bleiben deshalb viele bei dem ihnen Vertrauten. Traurig.

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  3. Ich weiß nicht, ob es komfortabel ist, in einem traurigen Zustand zu verharren. Ich glaube eher es ist beängstigend, nicht zu verharren.

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  4. Da bin ich ganz Deiner Meinung. Aber eben, manchmal gewöhnt man sich an so einen Zustand. Es ist tatsächlich so, dass es für einige Menschen beängstigend ist, etwas zu verändern. Zumal man oft nicht die Garantie hat, dass man den gewünschten Zustand auch wirklich erreichen wird. Ich meine natürlich nicht, das psychisch Kranke Menschen in einer Komfortzone leben. Ganz und gar nicht. Aber da liegt der Fall nochmals ein bisschen anders. Mit „Transaktion“ alleine, kann das Problem dort nicht gelöst werden. Da braucht es professionelle Hilfe. PS: Ich freue mich sehr über Deine wertvollen und engagierten Kommentare. Danke, dass Du meinen Blog regelmässig besuchst! Herzlich, Franziska

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  5. Ich würde sagen, vieles ist auch Trott und Trägheit. Manche Menschen merken ihr „Übel“ ja erst gar nicht. Und wenb es erkannt ist, schiebt man es vielleicht lieber erst nochmal auf die Seite, weil man es auch annehmen muss um es zu verändern. … und das ist nicht immer leicht. Und dann zählt der Wille das auch zu schaffen. Mitmachen…. dranbleiben…. aushalten, dass es unbequem sein kann an sich zu arbeiten. … ein schöner Beitrag. Ich habe mich erst vor kurzem von berufswegen mit dem Lernen und Umlernen an sich beschäftigt. Mit dem Gehirn. Heute sieht man da in der Wissenschaft vieles klarer und anders als zu Hänschens Zeiten. Liebe Grüße, Polly

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  6. Huhu 🙂
    Das ist ein ganz toller Beitrag und vorallem momentan genau das richtige um jemandem in meinem Leben klar zu machen, dass man eben immer etwas ändern kann.

    Liebe Grüße
    Tashi

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  7. Bei Vielen trifft der Spruch „Was Hänschen nicht lernt..“ leider wie die Faus auf’s Auge. Man muss, wie Du bereits schriebst, bereit für eine Veränderung sein. Sich neuen Themenfeldern öffnen. Aufgeschlossene Menschen, oder solche mit positiver Einstellung, zu denen ich leider nicht immer zähle, wird dies leichter gelingen. Wilhelm Pieck zum Beispiel lernte mit über 70 Jahren erst russisch. Menschen können, wenn sie gewillt sind, ihre Verhaltensmuster ändern. Der Wille zählt (?)

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  8. Ja, der Wille zählt auch. Zuerst muss Mensch jedoch erkennen, wo eine Veränderung hilfreich wäre, sprich in welchen Verhaltensweisen man festgefahren ist und welche einem im Leben immer wieder behindern oder unglücklich machen. Herzlich, Franziska

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