Wenn man Paare, die in einer langjährigen und glücklichen Partnerschaft leben, nach Ihrem Rezept befragt, können sie diese Frage oft nicht so recht beantworten.
Es läuft halt einfach rund, man akzeptiert den Anderen so, wie er ist. Und das Ganze ohne gross darüber nachzudenken. Eine häufig gehörte Antwort lautet so: „Ich habe meinen Partner/meine Partner immer so akzeptiert wie er/sie ist. Ich habe nie versucht, ihn/sie zu ändern.“
Selbstverständlich sind da noch weitere Fakten, die zu einer glücklichen und langjährigen Partnerschaft beitragen. Wenn euch das interessiert, könnt ihr ein paar davon gerne hier nachlesen.
Das Abenteuer Partnerschaft ist kein leichtes Unterfangen – nur zirka 20% aller Paare sind auch nach der Verliebtheitsphase wirklich langfristig glücklich.
Wenn ich mir das so recht überlege, ist die Sache mit der Partnerschaft ein bisschen so wie mit unserer Gesundheit: Ist man gesund, ist man einfach froh und studiert nicht darüber nach, warum dem so ist.
Wird man aber krank, kann sich das ganz rasch ändern. Es wird einem schmerzhaft bewusst, wie wertvoll der gesunde Körper war. Und ist man gar ernsthaft krank, verändert sich sowieso alles.
Auch eine Beziehung kann erkranken, um bei diesem Bild zu bleiben. Wie ein Geschwür können sich Schwierigkeiten einschleichen. Oft bemerkt man sie nicht oder will sie gar nicht wahrhaben und wenn doch, ist es leider oft schon zu spät.
Und wenn alles nichts mehr hilft und man gemeinsam keinen Schritt weiterkommt, sondern sich nur noch im Kreis dreht, kann eine Trennung auf Zeit Hilfe leisten. Diese ist dann eine Option, wenn man der Beziehung trotz aller Schwierigkeiten noch eine letzte Chance geben möchte.
- Bringt überhaupt nichts. Lieber grad eine richtige Trennung.
- Das Leben ist zu kurz.
- Irgendwann hat man genug gelitten, genug gekämpft. Sich erklärt und doch nicht verstanden gefühlt.
- Was nicht passt, kann nicht passend gemacht werden.
- Warum mit jemandem seine Zeit verschwenden, wenn man doch wieder mit einem neuen und passenden Partner von Vorne anfangen kann? Hallo Schmetterlinge im Bauch – Adieu Frust.
Diese Aussagen mögen für einige durchaus berechtigt sein. Vor meiner Ausbildung zur Paar- und Familienberaterin waren sie es auch für mich, darum kenne ich diese Art der Argumentation. Doch gerade in einer langjährigen Beziehung kann es sich lohnen, eine zeitliche Trennung als Lösung zur Besserung ins Auge zu fassen. Zumindest dann, wenn der um einiges grössere und längere Abschnitt der Beziehung glücklich und unkompliziert war.
Menschen verändern sich. Auch und gerade in Partnerschaften. Doch oft verändert man sich nicht gleichzeitig. Und auch nicht zwingend in die gleiche Richtung.
Damit eine Trennung auf Zeit nicht nur eine Ende auf Raten wird, gilt es ein paar Dinge zu berücksichtigen, denn sonst besteht die Gefahr, dass man sich zusätzlich verletzt, und das wäre in dieser Phase mit Sicherheit kontraproduktiv.
- Warum: Entwickeln eines Bewusstseins für die bestehende Problematik. Liegt es an mangelnden Gefühlen füreinander, streitet man zuviel oder fühlt sich jemand ungerecht behandelt? Steckt man in einer Sackgasse fest? Die Gründe für so eine Massnahme können nämlich sehr vielfältig sein.
- Wie gesagt: es besteht die Gefahr des Auseinanderlebens. Deshalb sollte eine Trennung auf Zeit nicht länger als 6 Monate dauern. Damit genügend Zeit zum Reflektieren bleibt, ist eine minimale Trennungszeit von sechs Woche sicher sinnvoll.
- Klären sie den „offiziellen“ Beziehungsstatus miteinander ab. Sprich, darf jetzt jeder tun und lassen was er möchte oder bleiben sie sich während dieser Zeit treu.
- Ist gemeinsame körperliche Nähe in dieser Zeit gewünscht oder tabu?
- Kontakt: In welchen Abständen hört man voneinander? Sind Telefonate, Email und SMS erlaubt? Oder ist absolute Funkstille gewünscht?
- Kommunikation: Wie oft und wo trifft man sich während dieser Zeit, um sich auszutauschen? Um nicht wieder in den alten Trott zu fallen, gehört auch viel Mut dazu, Dinge anzusprechen und gemeinsam zu reflektieren. Die gemeinsamen Perspektiven sollte in diesen Gesprächen angesprochen werden.
- Falls Kinder involviert sind: Mit Fingerspitzen- und Feingefühl informieren, dass jetzt eine Beziehungspause besteht und warum man sich dafür entschieden hat. Bei diesem Gespräch sollten beide Partner anwesend sein.
- Ein weiteres wichtiges Thema, wenn Kinder vorhanden sind: wer kümmert sich wann und wo um die Kinder (Regeln von Besuchzeiten).
- Allein-Zeit: geniessen und nicht nur grübeln. Schliesslich soll und darf diese Zeit auf genutzt werden, um Dinge zu tun, welche man vielleicht während der Beziehung vernachlässigt hat.
- Ziel: Last but not least – es ist eigentlich simpel, aber gleichzeitig das grösste Risiko – sich nicht aus den Augen zu verlieren. Ziel sollte der Partner und die Partnerschaft sein.
Eine Beziehungspause ist als Massnahme zu verstehen, welche dazu dienen soll, die Liebe und die Partnerschaft zu retten und wieder gemeinsam glücklich zu werden. Wenn dieses Motiv fehlt, ist eine Trennung auf Zeit nicht sinnvoll.
Was ist eure Meinung zum Thema Beziehungspause/Trennung auf Zeit? Welche Erfahrungen habt ihr damit? Freue mich auf Pro und Kontra.
Textquelle: Das kleine Übungsheft/Das Geheimnis glücklicher Paare, Autor Yvon Dallaire, Seite 58
Bildquelle: http://www.pixabay.com
Eine Trennung auf Zeit ist immer gut, aber schwer zu organisieren, wenn man sich was aufgebaut hat, wie zB ein Haus. Und das größte Problem dabei sind die Kinder, die darunter leiden würden.
Das muss alles bedacht werden.
Fazit: Wenn sich so etwas wie eine Beziehungskrise anbahnt, muss darüber in aller Klarheit alles gesagt werden. Und da gehören die Kinder auch dazu. Wenn man bedenkt, dass gerade in Beziehungen viel zu emotional reagiert und gelogen, bzw. keine klare Ansage gemacht wird, ist es an der Zeit, mal offen und ehrlich alles auszusprechen. Und dazu sollte man sich als Coach vielleicht einen guten Freund(In) einladen.
Aber trotzdem muss in einer Beziehung auch immer redlich gestritten werden und da darf auch schon mal `was zu Bruch´ gehen 🙂
Dann vielleicht noch die Option sich im gleichen Heim soweit möglich voneinander abzugrenzen, wie getrennte Schlafzimmer und andere `Freiräume´.
Ist ein weites Feld, aber bei jeder Trennung auf Zeit wird sich rausstellen, was die Beziehung wirklich wert ist!
Das war mein kleines Brainstorming!!
LG Jürgen aus Loy (PJP)
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