Die Familienplanung ist ein Thema, das ich kürzlich in einem meiner Beiträge angesprochen habe. In „Wendepunkt: Generation Zeit der Wahrheit“ habe ich dazu folgendes geschrieben: „Mein Timing bei der Familienplanung war miserabel. Aber mit dreissig denkt man noch nicht so weit voraus, da lebt man noch mehr für den Augenblick.“
So aus dem Kontext gerissen, liest sich diese Aussage ganz furchtbar, das muss ich ehrlich zugeben. Dabei habe ich das nicht wirklich Ernst gemeint, eher so von wegen Mutter und Kinder werden gemeinsam und vor allem gleichzeitig von ihren hormonellen Schüben durchgeschüttelt oder anders gesprochen: Wenn die Pubertät der Kinder und die Wechseljahre der Mütter aufeinanderprallen kann das zu einer geballten Ladung an Spannungen führen. Manchmal, ja, da prallen sogar Welten aufeinander. Denn die Hormone spielen nicht nur bei den Teenagern verrückt, sondern auch bei den Müttern. Dies führt, würde man das Ganze von Aussen betrachten, zu der ein oder anderen komischen Szene.
Humor ist tatsächlich ein wunderbares Mittel, um diese Phase unversehrt zu überstehen. Und das meine ich ganz im Ernst. Im Fall.
Doch zurück zum Anfang – zum Thema Familienplanung – sowohl aus meiner persönlichen als auch beruflichen Erfahrung als Paar- und Familienberaterin.
Heutzutage werden Frauen häufig später Mutter als dies früher noch der Fall war. Kriegt eine Frau mit zwanzig Jahren ein Baby, ist sie in der Phase der Pubertät des Kindes zwischen dreissig und vierzig Jahre alt. Selbst dann können die Stimmungsschwankungen eines trotzigen Teenagers eine Herausforderung sein.
Ist man als Mutter jedoch bereits in den Wechseljahren, wenn die Pubertät der Kinder einsetzt, wird es schwieriger, den pubertären Allüren gelassen gegenüber zu stehen.
Gibt es den richtigen Zeitpunkt?
Aber abgesehen davon, steht die Frage im Raum, wann der richtige Zeitpunkt für ein eigenes Kind ist. Gibt es ihn überhaupt, den richtigen Zeitpunkt? Selbstverständlich kann man abwägen und warten. Doch führt dieser Prozess wirklich zu einem Ende?
Zudem gibt es in dieser Frage kein Patentrezept. Was für die Einen richtig ist, stimmt für die Anderen ganz und gar nicht.
Planen oder nicht planen? Analysieren, kalkulieren? Auf sein Bauchgefühl hören? Dem Ticken der inneren Uhr nachgeben? Fragen über Fragen.
Zuerst einmal aus meiner ganz eigenen Sicht: Kinder zu bekommen ist das Beste und Schönste, was mir je im Leben passiert ist. Sie sind für mich, für uns, in jeder Hinsicht eine Bereicherung und es gab noch nie den Hauch eines Zweifels, ob meine/unsere Familienplanung richtig war oder nicht.
Wenn man denn überhaupt von Planung sprechen kann, denn in unserem Fall war eigentlich nur der Mittlere im klassischen Sinn geplant. Die anderen zwei sind „passiert“ – Passiert im Wissen, dass es eben passieren kann.
Meine drei Liebsten sind die Sterne an meinem Horizont und die Sonne in meinem Herzen.
Veränderung
Manche Menschen richten ihr ganzes Leben danach aus, bei anderen wiederum wächst der Wunsch nach einem Kind quasi über Nacht. Eine Tatsache bleibt: Kinder verändern das Leben grundlegend. Aus zwei Menschen werden drei. Aus einem Paar wird eine Familie. Und das bedeutet einerseits unendliches Glück, andererseits eine beträchtliche Herausforderung.
Die Partnerschaft verändert sich. Häufig einhergehend mit einer, im besten Fall phasenweisen, Durststrecke, was die gemeinsame Sexualität anbelangt.
Man trägt plötzlich nicht mehr bloss für sich Verantwortung, sondern für ein Lebewesen, das ganz und gar auf einem angewiesen ist. Eine Fülle an neuen Aufgaben und Pflichten kommen auf einem zu. Aufgaben, die es zu bewältigen gilt.
Zudem ist es oftmals so, dass mit dem ersten Kind, für Frauen gilt dies auch heute noch in besonderem Masse, ein Wechsel der beruflichen Perspektiven stattfindet. Herd oder Karriere? Oder geht beides und wenn ja, wie?
Bei Frauen verändert sich zudem der Körper, in den seltensten Fällen zum Vorteil.
Kinder zu bekommen, bedeutet für Viele das Ende eines Lebensstils voller Spontanität und Verpflichtungslosigkeit.
Und exakt aus diesem Grund war für mich der Zeitpunkt für ein Baby mit 32 Jahren genau perfekt. Vorher hätte es nicht gepasst, obwohl ich den Wunsch nach einem Kind schon immer in mir verspürte habe. Es wäre zu früh gewesen – andere Dinge waren mir sehr viel wichtiger.
Ich kann es nicht anders beschreiben: bei mir war es ein „inneres Bereitsein“. Fertig ausgetobt und ausprobiert.
Die Zeit war reif, für etwas, das bleibt.
Zudem hatte ich das grosse Glück, den richtigen Mann an meiner Seite zu haben – die Liebe meines Lebens.
Die Frage nach dem richtigen Partner
Vielleicht, wobei eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, spielt bei der Familienplanung mehr die Frage nach dem „Mit wem gründet man eine Familie?“ eine zentrale Rolle.
Hat man den richtigen Partner an seiner Seite? Oder dreht sich die Frage nach dem Kind nur darum, vorhandene Krisen zu überdecken? Dann sollte man in meinen Augen den Kinderwunsch lieber noch ein bisschen hintenanstellen und sich um die Beziehungspflege kümmern.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Wie viele Kinder werden letzten Endes in ein perfekt angeordnetes Umfeld hinein geboren? Es gibt und wird immer Anpassungen und Kompromisse geben. Das gehört zum Leben dazu, mit, aber auch ohne eigene Kinder.
Manchmal muss Glück einfach passieren.
Vielleicht sollte man einfach loslegen und nicht zu lange grübeln. Sonst verpasst man Ende noch jenen Augenblick, der so unbeschreiblich wundervoll ist: die Entstehung eines neuen Lebens.
Bild: credits to Markus Mallaun, Mallaun Photography, www.mallaun.ch