Dilemma Halloween und Killer Clowns

Eigentlich würde ich ja gerne in unseren Ferienerinnerungen schwelgen. Aber nein, ich habe mich um wichtigere Dinge zu kümmern. Den Alltag lass ich für Heute thematisch beiseite. Der kommt sowieso und lässt sich leider auch nicht weg schreiben. Schön wär’s.

Wir haben ein Problem. Genauer gesagt – meine Jungs haben ein Problem. Und ich somit auch.

Aber ich fange von vorn an. Kaum neigten sich die Sommerferien dem Ende zu, wurde bei meinen beiden Buben das Thema Halloween aktuell. Ihr habt richtig gelesen – seit den Sommerferien. Mit Freunden wurde engagiert und leidenschaftlich diskutiert und evaluiert, welche Kostüme cool und vor allem gruselig sind. Das Thema war rasch gefunden – Killer-Clowns. Youtube sei Dank. Meine Einwände, dass es bis zu Halloween noch zig Wochen dauern wird, wurden geflissentlich ignoriert. Aber warum Killer-Clowns? Es gäbe doch auch noch die Variante Werwölfe oder Raben. Oder Vampire. Einfach mal so als Alternative.

Ich bin kein Fan von Clowns, das so nebenbei, und auch ohne Schreckensmasken sind sie mir irgendwie unheimlich. Erklären kann ich es nicht, es ist einfach so.

Geliebtes Halloween?

Per se kann ich mit Halloween nichts anfangen. Es ist ein Brauch, den ich persönlich erst durch meine Kinder kennengelernt habe. Ich könnte locker darauf verzichten. Natürlich sitze ich mit Freunden gerne gemütlich beisammen und löffle heisse Kürbissuppe und nippe an einem guten Glas Rotwein. Nichts dagegen einzuwenden, wirklich nicht. Und trotzdem ist es mir schleierhaft, warum Halloween auch bei uns in der Schweiz so derart penetrant Einzug gehalten hat, Ganz im Gegensatz zu mir, lieben meine Jungs diesen ursprünglich irischen Brauch. Sie lieben ihn sogar heiss und innig. So sehr, dass schon Wochen im Voraus geplant wird.

Und so kam’s, wie’s kommen musste. Meine Verzögerungstaktik und Alternativvorschläge wurden schlicht und ergreifend abgelehnt oder gar ignoriert. Ich hab mich dennoch beschwatzen lassen. Nach einigem Hin und Her habe ich nachgegeben und im Internet drei verschiedene Killer-Clown Kinderkostüme gefunden und bestellt. Für meine beiden Jungs und für einen Freund von ihnen. Das gegoogle hat mich einiges an Zeit gekostet. Gar nicht so einfach drei verschiedene Kostüme zu finden. Zwei Kostüme habe ich sogar via Amazon aus den USA importiert. Mit den Zollgebühren war das ein unverhältnismässig teurer Spass. Aber ich wollte meinen Jungs die Freude an der Sache nicht verderben. So sind wir Mütter nun mal, gell.

Ja, auch ich hab mich mehr als einmal gefragt, wie ich auf eine solche Situation vor gut zwölf Jahren reagiert hätte. Dass man sich als Mutter mit solchen Themen auseinandersetzen muss, steht glaub’s in keinem der herkömmlichen Ratgeberbücher, die man sich als Erstschwangere zu Gemüte geführt hat.

Gruselphänomen Horror-Clowns

Vor zwei Woche habe ich in den Medien zum ersten Mal von den Horror-Clowns gelesen. Erwachsene, die sich als Killer-Clowns verkleiden und Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Sie erschrecken ihre Opfer nicht bloss, nein, sie bedrohen und attackieren sie brutal mit Baseballschlägern oder Schlagstöcken. Auch in der Schweiz wurden solche Horror-Clowns bereits gesichtet. Handelt es sich hierbei tatsächlich um einen Trend des Grauens oder sind es bloss ein paar Idioten, die sich so ihren Adrenalinkick holen, weil ihnen sonst die Perspektiven im Leben fehlen? Ich weiss es nicht.

Das unheimliche Phänomen ist nicht ganz unbekannt – bereits vor zwei Jahren ist es um die Zeit von Halloween aufgetaucht.

Das Dilemma

Ich weiss nur, dass ich mich ernsthaft frage, ob es schlau ist, wenn sich meine Jungs an Halloween als Killer-Clowns verkleiden. Wie reagieren die Leute auf sie? Wie reagieren Kinder, die jünger sind als sie? Auch die Kinder Killer-Clown Masken sind echt gruselig. Und was wäre, wenn sie einem echten Horror-Clown über den Weg laufen würden?

Meine Kinder sind acht und zehn Jahre alt und total harmlos. Sie prügeln niemanden und zerstören nichts. Sie lieben es einfach, sich an Halloween zu verkleiden und mit Freunden im Quartier von Tür zu Tür zu gehen und Süssigkeiten zu sammeln. Möglichst viele, das versteht sich von selbst. („Zu viele!“ Anmerkung der Autorin). Eigentlich alles ganz einfach.

Mich dünkt, die armen Clowns wurden schon immer irgendwie missverstanden. Warum zum Beispiel tragen Bankräuber häufig Masken von Clowns? Oder der Horror-Bestseller „ES“ von Stephen King – darin geht es um das Böse, welches durch einen Clown namens Pennywise verkörpert wird? Damals schon, und heute wieder. Doch dieses Mal ist es kein Roman, sondern real. Menschen wurden und werden verletzt.

Warum kann es nicht Batman, Spiderman oder sonst ein Was-auch-immer-Actionheld sein? Oder Dracula? Fantasiefiguren halt. So wie die letzten Jahre auch. Friede, Freude, Eierkuchen.

Andererseits…

Sinn und Zweck von Halloween ist es nicht, Menschen zu Tode zu erschrecken oder Dinge kaputt zu machen. Die Horror-Clowns, welche zur Zeit gewisse Gegenden unsicher machen, verhunzen Halloween und dessen ursprüngliche Bedeutung. Da spielt rohe Gewalt oft eine übergeordnete Rolle. Mit gruselig hat das leider gar nichts gemein.

Ich weiss nicht, ob ich zulassen soll, dass solche Menschen und ihre kranken Fantasien das über alles geliebte Halloween meiner Kinder versauen und ich deswegen zum „Spielverderber“ mutieren muss/soll. Ein Tag, auf den sie sich schon seit Wochen freuen.

Es ist irgendwie ein bisschen wie mit den Terrorakten. Man soll sich nicht einschüchtern lassen. Und trotzdem spürt man, dass es eben doch einen Einfluss auf einem hat. Man kann es einfach nicht ignorieren und so tun, als sei nichts geschehen.Angst hemmt, und das ist nicht gut. Es führt zu Stillstand und nicht zu Veränderung.

Ich bin froh, dass es bis zum 31. Oktober noch ein paar Tage dauert und meine Familie und ich noch etwas Zeit haben, darüber nachzudenken.

Vielleicht hat ja der eine oder andere LeserIn noch ein paar gute Tipps für mich. Ich bin gespannt, wie ihr die Sache angehen würdet.

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

6 Kommentare zu „Dilemma Halloween und Killer Clowns

  1. Ich bin jetzt hier bestimmt der Spielverderber. Aber auch auf die Gefahr hin werde ich meine Meinung hier niederschreiben. Vorab möchte ich bemerken, dass ich vier Kinder habe, die jetzt (zum Glück) alle im jungen Erwachsenenalter sind.
    Halloween war (und ist) bei „meinen“ immer mehr oder weniger ein Thema gewesen. Und zwar eher bei den drei Jungs als bei meiner Tochter.
    Und wir waren die Spielverderber-Eltern, als wir uns entschlossen haben, dass Halloween bei uns nicht „gefeiert“ wird. Es war einmal im Jahr eine Diskussion, die hin und wieder heftig geführt wurde. Aber wir sind „hart“ geblieben. Klar sind die Jungs dann später losgezogen, als sie sich ihre Kostüme selber leisten konnten. Aber da sind sie nicht durch die Strassen gezogen, sondern zu Parties gegangen.
    Und ganz ehrlich: Grusel Clowns würde es heute 100% nicht geben. Und wenn ich die Kostüme schon hätte.
    Wie gesagt, meine Meinung.
    Gruss
    Jörg

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  2. die Eltern in meiner Nachbarschaft haben das Problem ganz einfach gelöst, sie begleiten ihre Kinder . So haben die Kinder ihren Spaß und die Eltern sind auf der sicheren Seite .
    viele Grüße von der wolfskatze 🙂

    Gefällt 1 Person

  3. Hoi Franziska. Wollte dir nur mal sagen, dass ich deine Blogs toll finde. Interessant, aus dem Leben gegriffen und gut geschrieben. Danke! Liebe Grüsse Sandra

    Gefällt 1 Person

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