Flüchtlinge – Warum wir Aylan nicht vergessen dürfen

„Das Boot ist voll.“ So lautete das Motto, welches wir in der Schweiz zur Zeit des zweiten Weltkrieges unser eigen genannt hatten. Um uns und unser Land zu schützen. Angeblich. Dabei war das Boot noch lange nicht voll. Darauf können wir Schweizer wahrlich nicht stolz sein.

Das Boot ist voll. Heute trifft das tatsächlich zu. Eine Tragödie in vielen Akten. Es ist nicht nur ein Boot, es sind Hunderte. Immer noch, Tag für Tag. Die Boote auf dem Mittelmeer. Überfüllt mit Menschen – Männern, Frauen, Kindern.

Menschen, die ihr Land verlassen in der Hoffnung, dem Tod zu entkommen. Dem Tod, der auf dem beschwerlichen Weg ins angeblich gelobte Land ein steter Begleiter ist. Der Tod lauert auf der Flucht aus dem Elend. Ein Elend, das wir nicht kennen und das uns Angst macht.

Flüchtlinge bedrohen unsere Normalität. Flüchtlinge sprengen den Rahmen des Vorstellbaren. Unvorstellbares Leid. Krieg, Hunger, Elend und Verzweiflung.

Letztes Jahr hat uns ein toter Junge am Strand aus unserer Normalität gerissen und sein Bild hat uns mitten ins Herz getroffen. Ein Anblick, der uns betroffen machte. Ein Bild, das uns in jenem Augenblick an eben jenen Strand katapultierte. Mitten ins Geschehen. Mitten ins Elend. Dorthin, wo die Hoffnung auf ein besseres Leben und der Tod aufeinanderprallen. Hand in Hand gehen und miteinander verschmelzen. Da haben auch wir mitgefühlt. Solidarisch. Gemeinsam.

Aylan Kurdi hiess der tote Junge am Strand, dessen Bild sich für immer in meiner Erinnerung festgesetzt hat. Ein Bild, das mit der Zeit verblasste und es uns ermöglichte, in die Normalität zurück zu kehren. In unsere Normalität. Fernab von Krieg, Hunger, Elend und Verzweiflung.

Wir dürfen Aylan nicht vergessen

Für mich steht Aylan einerseits als Mahnmal für die vielen, vielen Toten, die auf dem Weg zu uns ersticken und ertrinken. Tag für Tag, und es ist leider kein Ende in Sicht. Genau jetzt in diesem Augenblick.

Andererseits ist das Bild des toten Jungen auch ein Sinnbild. Ein Sinnbild für Grossherzigkeit, Menschlichkeit, Nächstenliebe und Solidarität. Und davon kann es nie genug geben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

5 Kommentare zu „Flüchtlinge – Warum wir Aylan nicht vergessen dürfen

  1. Hallo Franziska,
    ich habe ja einen Artikel mit `How long will it last´ in der Headline geschrieben.
    Hilfe durch die EU ist auf jeden Fall möglich. Da wird geredet und diskutiert, während Menschen und Kinder ertrinken. Flüchtlingspolitik 2016 in Europa. Ich werd das auch nicht vergessen können und wollen. Ja, sowas nannte man früher Schreibtischtäter.
    Mein Artikel interessiert keine Sau (Statistik). Der über den StarkRegen ist dagegen der Hit. Lieg ich denn mit meinen Ausführungen so daneben?
    https://4alle.wordpress.com/2016/05/30/eu-fluechtlingspolitik-how-long-will-it-last/
    Vielleicht liest das ja hier noch jemand. Für Kritik oder Einwände wäre ich dankbar.
    LG
    PJP

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  2. Lieber Pete, erstaunlich, wo doch das Thema nach wie vor brandaktuell ist. Auch mein Post brachte nicht die erhoffte Reaktion/Wirkung, was ich sehr schade finde. Gut, über StarkRegen habe ich noch nie geschrieben, aber dafür über Sex. Und Sex sells, das ist tatsächlich so. Aylan leider nicht. Ich hoffe, das wird sich noch ändern. Herzlich, Franziska

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