Ein bisschen von allem: Leben, Jesus, Wein und Zigaretten. Tod, Unendlichkeit, Luxus und Andreas Bourani…
Eben habe ich erfahren, dass jemand aus dem geschäftlichen Umfeld meines Mannes gestorben ist. Jemand, den ich nicht kenne. Ihr Tod macht mich aber trotzdem betroffen und nachdenklich.
In solchen Augenblicken schwirren mir so viele unterschiedliche Gedanken im Kopf umher, dass ich manchmal meine liebe Mühe habe, das Ganze einigermassen verständlich aufs Papier zu bringen.
Warum ist das so? Weil mir in einem solchen Augenblick vor Augen geführt wird, dass das Leben, unser aller Leben, mein Leben nicht unendlich ist, sondern endlich ist. Das Leben nimmt bei der Zeugung seinen Anfang und endet mit dem letzten selbständigen Atemzug. Irgendwann. Eines Tages. In der Zukunft. Hoffentlich noch lange nicht.
Manchmal bekommt man die Chance, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Es gibt aber auch Situationen, da endet das Leben ganz abrupt. Wie im Fall dieser jungen Frau. Sie ist gerade mal vierzig Jahre alt geworden, als sie den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Einmal gewonnen, beim zweiten Mal verloren. „Scheiss Krebs“, denke ich in solchen Momenten. Niemand ist dagegen gefeit. Absolut niemand.
Vielleicht liegt es an meinem Alter, dass ich mich vermehrt mit dem Tod beschäftige und es länger dauert, bis mich das Thema der Vergänglichkeit wieder loslässt. Wenn man zwanzig Jahre alt ist, dann ist der Tod in der Regel kein Thema. Man feiert das Leben. Wenn man zurückblickt sieht man, was war. Richtet man den Blick nach Vorne, geht es in erster Linie aufwärts. So habe ich das damals erlebt oder zumindest rückblickend in Erinnerung.
Wenn ich mit meinen bald vierundvierzig Jahren nach Vorne schaue, dann geht es zwar noch aufwärts, aber ich sehe auch, dass der Weg in einer Sackgasse endet, dass es eines schönen Tages nicht mehr weiter geht. Vielleicht sehe ich auch einfach nicht mehr so gut und dort am Ende befindet sich eine Verzweigung oder gar ein Tunnel. Wer weiss das schon?
Es könnte aber auch daran lieben, dass mein Lebensstil nicht der allergesündeste ist. Ich trinke viel zu viel Kaffee, ich rauche und zu einem feinen Glas Wein sage ich selten „nein danke“, ausser ich liege krank im Bett. Alles Dinge, von denen man weiss, dass sie die Lebensdauer nicht zwingend verlängern, sondern eher verkürzen…Apropos – kürzlich las ich irgendwo folgenden Satz (ungefähr so): „Dreimal über den Tisch getrunken ist das Allergesündeste.“ Naja, das gibt mir doch Hoffnung, denn über den Tisch ist alleweil besser als unter den Tisch.
Ich bin gesund. Krieg, Hunger, Elend – das kenne ich sehr wohl, aber nur anhand der Bilder aus den Medien. Das ist wahrer Luxus und mit keinem Geld der Welt zu kaufen.
Es dauert nur noch ein paar wenige Tage, bis wir die Geburt eines Kindes feiern. Die Geburt von Jesus. Das Kind in der Krippe. Der Anfang. Drei Monate später feiern die Katholiken seine Auferstehung. Die Auferstehung von den Toten. Der Anfang von etwas neuem. An einem anderen Ort, fernab von unser Welt.
Da läuft doch was schief? Das Leben dauert da bloss drei Monate, aber nach dem Tod müssen wir wieder ganze neun Monate auf das Kindlein in der Krippe warten? Das ist doch absolut schwachsinnig, oder?
Ist es eben nicht. Denn die Christen feiern nicht Jesus Tod, sondern seine Auferstehung. Seine Auferstehung, sein Leben nach dem Tod. Und schwuppdiwupp sind wir schon wir wieder da, wo alles seinen Anfang hatte – nämlich beim Leben. Eben einfach anders. Daran glaube ich zumindest, denn sonst würde das Ganze für mich keinen Sinn ergeben. Nur so schliesst sich der Kreis.
Ewige Unendlichkeit oder unendliche Ewigkeit. Leben im Hier, leben im Jetzt. Spüre die Magie, den Zauber eines Augenblicks.
In diesem Kontext erhält das Lied von Andreas Bourani einen durchaus tieferen Sinn:
Ein Hoch auf uns
Auf dieses Leben
Auf den Moment
Der immer bleibt
Ein Hoch auf uns
Auf jetzt und ewig
Auf einen Tag
Unendlichkeit
Quelle: http://www.songtexte.com
Ja, so ist es, das Leben.
Ach, weißt Du, ich trinke auch meinen Rotwein(chen), ich rauche sogar trotz Asthma. Es gibt Menschen, die haben fast nie Alkohol getrunken, nie geraucht und sterben früh. Dafür gibt es offenbar keinen Plan. Ich finde, und das habe ich mir zur Lebensaufgabe gemacht, dass alles im Maß richtig ist, was gefällt. Menno, wenn ich alles lassen müsste, was mir Spaß macht, dann würde ich mit solchen BitterkeitsMundWinkeln herumlaufen wie die Merkelschen oder andere Frauen, die abgehungert und freudlos mit ihren LegoSteinFrisuren auf der Straße laufen; das Makeup die Fassade haltend, die MarkenKlamotten ein Zeichen von WohlstandsGeschmack (grundsätzlich nichts dagegen, aber oft ist Weniger eben doch Mehr …) und die Menschen, die nur am Lamentieren und Meckern sind, ohne den tiefen Sinn dahinter selbst zu kennen.
Nö, ich will leben. So ganz ICH und nach meinem Geschmack. Dazu liebe ich so ganz makeuplose Liebe ;-). Und wenn der liebe Gott (oder so) mich holt, dann habe ich wenigstens gelebt und nicht gemieden.
Eines ist Fakt: Bei mir klopfte der Tod schon zwei Mal an der Tür. Seither genieße ich jeden Moment. Seitdem weiß ich, was ich will und was ich nicht will.
Als er ging, winkte ich ihm freudig und empfahl ihm, später mal nach mir zu sehen. Ich hoffe, er hat es noch gehört.
Ein HOCH … genau 🙂
Liebe Grüße
Sylvia
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Du bringst es auf den Punkt. Bei mir hat bisher Gott sei Dank noch niemand angeklopft. Ich hoffe Gevatter Tod ist so wie ich, wenn ich an einen Ort muss und den Weg nicht finde, obwohl ich gerade mal nur einen Strassenzug vom Zielort entfernt bin. Einfach immer weitergehen, bitte schön.Diese Falten unterhalb des Munds, welche dem Gesicht einen verbitterten oder traurigen Ausdruck verleihen, heissen übrigens Marionettenfalten…
Herzlich, Franziska
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Echt? He, Gevatter Tod ist ein Mann und Männer brauchen kein Navi. Du bist ja wie ich. Mich kann man einen Kilometer von zu Hause aussetzen, wenn man mich loshaben wöllte. Ich fände nicht mehr zurück …. Leider gab ich diesen Tip bereits meinem Liebsten. Aber er denkt nicht mal daran ….
Der Gevatter jedenfalls soll anderswo spielen gehen, nicht wahr?
Wie heißen die? Marionettenfalten? Ich kann gar nicht mehr vor Lachen – das ist ja der Hammer, Franziska! Pruuuuuuuust 🙂
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Sich mit der Endlichkeit zu beschäftigen, dass tun gerade sehr viele. Liegt es an der Jahreszeit? Liegt es an den Medien? Am Alter? Oder am Lauf der Dinge? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mit zwanzig die Endlichkeit anders aussah. Mehr Leichtigkeit. Mehr im Hier und Jetzt. Weniger Sorgen. Klar, mit Kind und Kegel verschiebt sich der Fokus. Wir sind nicht nur für uns verantwortlich. Werden wir erwachsen?
Auch wenn mir die eigene Endlichkeit manchmal Angst macht und ich mich am liebsten unter der Bettdecke verstecken möchte – nochmal zwanzig sein und auf Kind und Kegel verzichten – niemals!
Mit sonnigen Grüßen
Jana
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Liebe Jana, ja, ich denke die Jahreszeit ist eine mögliche Erklärung. Vielleicht ein bisschen der Mix aus allem. Auch ich möchte nicht mehr 20 sein. All die Erfahrungen noch einmal machen? Nein, ich bin da, wo ich jetzt stehe, sehr zufrieden. Und für alles Erlebte sehr dankbar. liebe Grüsse Franziska
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Ja, jeder Tag ist ein Geschenk.
Finde es sehr interessant, dass du auf Jesu Auferstehung hinweist:) denn darin habe ich meine Angst vor dem Tod verloren (Angst vor dem Sterben habe ich trotzdem, aber eben nicht vor dem, was danach kommt).
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