In der Regel endet die Sache mit den geliebten Haustieren immer gleich: In einer Tierarztpraxis, wo das geliebte Tier eingeschläfert wird. In so einem Moment wird einem schmerzhaft bewusst, wie schwierig es ist, loszulassen. In diesem Moment liegt dort nicht einfach ein Tier, sondern ein langjähriges Familienmitglied – ein Freund.
Ein Leben lang bin ich mit Tieren an meiner Seite aufgewachsen. Bei meinen Eltern hatte ich zwei Meerschweinchen. Meine Pflegeeltern hatten zwei Katzen – Flauschi und Donia.
Als ich meine erste eigene Wohnung bezog, war es daher völlig klar, dass ich mir ein Haustier anschaffe. Ich hatte meine erste eigene Katze – ihr Name war Winston. Nicht wegen Churchill, sondern weil dies damals die Zigarettenmarke war, die ich rauchte. Kurz danach habe ich noch eine weitere Katze dazu geholt. Es war ein Kater aus dem Tierheim. Ich taufte ihn Gismo, weil er mich an die kleinen Monster aus dem Film Gremlins erinnerte.
Zwischen Mensch und Tier kann sehr grosse Nähe entstehen. Nähe, die nicht nur im Moment vor dem Tod des geliebten Tiers gespürt wird.
Viele Tierhalter tun so einiges für ihre Lieblinge. Ich beispielsweise habe für die Operation von Winston bei meinem Vater einen Kredit aufgenommen, weil ich mir den benötigten Eingriff mit meinem damaligen Gehalt gar nicht hätte leisten können.
Vor gut zwei Jahren habe ich für meine Katze Lola, die im Kippfenster eingeklemmt war, sogar eine Therapie beim Chiropraktiker bezahlt und für unseren kleinen Kater Yoshi haben wir wegen Krankheit gar auf Ferien verzichtet, auf die wir uns schon Monate im Voraus gefreut hatten.
Warum besteht zwischen Mensch und Tier ein solches Band? Die Beobachtung von Tieren hat gezeigt, dass Menschen und Tiere eine ähnliche Art und Weise haben, sich an andere zu binden. Das liegt an den Hormonen wie Oxytocin und der Vermittlung von Neurotransmittern.
Christina Hucklenbroich, Autorin des Buches „Das Tier und wir“ hat eine spannende These dazu. Sie glaubt, dass Tiere uns deswegen guttun, weil sie unsere Freiheit begrenzen. Sie sagt: „In einer Welt der unendlichen Wahlmöglichkeiten kann das Tier zum Korrektiv werden, zu einem Anker, an den man sich klammern kann, wenn man Entscheidungen treffen muss.“
Ich gehe sogar noch weiter. Tiere lehren uns, Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung für ein Lebewesen – nicht für ein Objekt. Darum gehören Tiere auch nicht als Geschenk für den quengelnden Nachwuchs unter den Weihnachtsbaum.
Und unsere Tiere halten uns den Spiegel vor, weil die Art, wie wir mit ihnen umgehen, auch etwas über uns selbst verrät.
Quelle: Psychologie Heute 06/2015