Haustiere zu haben, kann sehr bereichernd sein. Es kann einem aber auch den allerletzten Nerv rauben…
Meine schöne, liebe Lola
Die alten Ägypter haben euch als göttliche Wesen verehrt. Wer eine von euch tötete, musste mit der Todesstrafe rechnen. Im Mittelalter stand es um euren Ruf dann leider nicht mehr ganz so gut – ihr wurdet in die Nähe von Hexen gerückt und verteufelt. Auch heute seid ihr für viele noch ein Rätsel. Auch du bist eine davon – eine teuflisch raffinierte, göttlich schnurrende Diva.
Geheimnisvoll, leise, samt, wild, freiheitsliebend und stolz. Das sind nur ein paar Attribute, die jenem Tier zuzuschreiben sind, welches in vielen Haushalten ein Zuhause hat – auch in meinem. Mein ganzes Lebens lang hat mich eine oder mehrere Katzen begleitet.
Es ist wirklich schade, dass du mich nicht verstehst. Ich hätte da nämlich ein ganz dringendes Anliegen. Etwas, das mir auf Herzen liegt.
Du lebst nun schon seit gut vier Jahren bei uns. Du gehörst zu uns, auch wenn Du dich vorzugsweise unter dem Bett verkriechst oder draussen die Welt erkundest. Bei uns geht’s halt manchmal etwas wild zu und her. Und trotzdem bist du uns treu geblieben, nicht so wie dein Bruder, der sich ein neues Zuhause gesucht hat. Untreue Seele. Ich rechne dir das hoch an.
Obwohl du einige Macken hast, liebe ich dich sehr. Wirklich.
Zum Beispiel dein Fell. Du kannst ja nichts dafür, dass du so viele und vor allem lange Haare hast. Aber leider bin ich diejenige, die jeden Tag die herum wirbelnden Fellbüschel staubsaugen muss, die du im Laufe eines Tages verlierst. Und ja, Lola, ich muss staubsaugen, auch wenn du jedes Mal in Panik gerätst und wie ein aufgescheuchtes Huhn quer durch die ganze Wohnung flitzt. Zumindest lohnt sich so die ganze Putzerei.
Und und ab und zu bildet sich an deinem Allerwertesten ein ganz unschöner Haarknäuel. Was da alles drin hängt mag ich mir gar nicht vorstellen… klar, dass wir dir den Haarballen regelmässig wegschneiden müssen, damit du wieder eine ganz Schöne bist. Und du lässt dir das gefallen, ohne deine scharfen Krallen auszufahren. Danke, du sanftmütiges Wesen.
Mit derart viel Fell ist die Pflege für dich etwas schwierig. Weshalb Du mir in regelmässigen Abständen ein paar kleine unappetitliche Geschenke aus deinem Magen hinterlässt.
Oder dass Du um vier Uhr in der Früh nach draussen willst. Oder rein. Du kannst das Fenster ja nicht selber öffnen. Aber wenn wir dann nicht sofort reagieren (wir schlafen dann nämlich, du Königin der Nacht), könntest du doch nach fünf Minuten mit dem penetranten Gekratze am Fenster aufhören. Aber nein, du gibst nicht auf. Das mag eine tolle Eigenschaft sein, nur nicht um diese Uhrzeit. Also bitte merk dir das jetzt endlich einmal.
Das alles nimmt man als Tierhalter mehr oder weniger gelassen. Aber es gibt Dinge, die sind NICHT TOLERIERBAR, liebe Lola. Zwei Punkte, die wirklich unter jeder Sau, äh, unter deiner Würde sind.
Punkt 1. Du hast ein riesiges Katzenklo. Die Luxusvariante aller Katzenklos. Es nennt sich NATUR. Gras, Kies, Erde, Gebüsch – meinetwegen auch der Sandkasten. Warum du nach drei Jahren plötzlich nur noch das Katzenklo zuhause benutzen willst, ist mir ein Rätsel. Neuerdings kommst du sogar von draussen rein, um dein Geschäft zu erledigen. Das ist doch absurd. So etwas macht eine anständige Katze nicht.
Punkt 2. Mein Lieblingssessel ist KEIN Ersatzkatzenklo. NIEMALS. Comprende? Schliesslich bist du kein Kater, der sein Revier mit Duftmarkern markieren muss, sondern eine Dame. Eine Lady auf Samtpfoten.
Liebe Lola, ich bin im wahrsten Sinn des Wortes angepisst. Ich will mit deinem Geschäft nichts zu tun haben. Sonst könnte ich mir nämlich gleich einen Hund anschaffen.
Geheimnisvoll, leise, samt, wild, freiheitsliebend und stolz, das bist DU.
Benimm dich bitte auch so und enttäusch mich nicht.
Deine Katzenbesitzerin, hoffnungsvoll
Eine ziemliche Diva mit Allüren scheint das Samtpfötchen zu sein 🙂
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