Bist du schon ein paar Jährchen mit deinem Partner zusammen? Und habt ihr noch regelmässig Sex miteinander? Wilden, leidenschaftlichen Sex, der euch die Sinne raubt? Ja oder nein? Seid ehrlich. Eher nein? Ich kann euch versichern, ihr seid nicht allein damit.
Vorweg muss ich sagen, dass es in diesem Text nicht um sexuelle Störungen geht, die trauma- oder krankheitsbedingt sind. Hier geht es lediglich um die Lust zwischen Männern und Frauen, die schon ein paar Jährchen zusammen sind. Und auch sonst keine grösseren Probleme miteinander haben. Oder eben mehr um die Lustlosigkeit und was man dagegen im Alltag tun kann.
Wir alle waren irgendwann mal total verliebt! Man lernt sich kennen, begehrt den Anderen mit Haut und Haaren, will ES tun, den ganzen Tag, die ganze Nacht, kann an nichts mehr anderes denken. Ist lustvoll, liebestoll! Ein Rausch der Sinne. Sex rocks!
Dann kommt die Phase, in der wir uns entscheiden, hey, DU bist es, mit dir möchte ich mein Leben verbringen. Zusammen bleiben, bis man alt und schrumpelig ist. Gemeinsam durch dick und dünn, in guten und in schlechten Zeiten. Der Sex bleibt gut für die nächsten drei bis fünf Jahre. Vielleicht auch länger. Vielleicht auch weniger lang. Der Alltag schleicht sich ein, Kinder kommen vielleicht dazu. Man ist plötzlich nicht „nur“ ein Paar, man ist Familie. Und dann kann es sein, dass man merkt: „Hey, ich kann ganz gut auch mit wenig ohne gar keinem Sex auskommen!“ Eigentlich bin ich heute einfach viel zu müde, der Tag war lang und stressig. Das Ganze ist mir viel zu anstrengend.
Lust und Frust liegen nahe beieinander. „Schaaaatz, heute mag ich nicht. Vielleicht (aber nur vielleicht) morgen…“ Morgen ist gut, nur morgen ist der Stress nicht weniger und die Lust nicht grösser. Nein, so wird das nichts. Herr und Frau Schweizer treiben es im Durchschnitt zweimal pro Woche! Das sagen zumindest die Statistiken. Aber wie war das nochmal mit den Statistiken? Eben!
Und da sind wir bei Punkt eins meiner Erkenntnis. Wir glauben in dieser Situation gerne, dass unsere Freunde und Bekannten erstens viel mehr Sex und zweitens viel besseren Sex haben als wir selber und das verursacht STRESS. Oje, also, man sollte ES doch auch mal wieder tun, aber wie, wenn doch die Lust einfach nicht mehr (auf Knopfdruck) da ist. Am Anfang lief alles noch wie von ganz alleine. Über Sex mit dem Partner musste man nicht nachdenken, es passierte ganz einfach. Die Hormone helfen da übrigens sehr fest mit. Das nur am Rande.
Häufiges Problem in Beziehungen: einer will mehr Sex als der Andere. Noch mehr Stress. Sexstress! Und dann kann es vorkommen, dass sich jemand auf eine Affäre einlässt und merkt: „oh, ich ja ich bin kein asexuelles Wesen. Mit mir stimmt alles, das Begehren (und auch das begehrt werden) ist plötzlich wieder da. Ein Wunder? Nein, meine Lieben. Auch hierbei spielen die Hormone eine grosse und wichtige Rolle.
Wenn ihr mit eurem Partner alt werden wollt, ist das leider keine Lösung. Das Problem ist nämlich immer noch da. Anstatt sich mit einem Neuen oder einer Neuen zum Sex zu verabreden, kann man sich doch genauso gut mit dem Partner zum Sex verabreden. „Hey, heute Abend haben wir mal wieder Sex zusammen.“ Klingt zu unromantisch und zu technisch? Kann sein, aber eine Affäre ist doch auch nichts anderes als eine Verabredung zum Sex. Oder? Zumindest solange man sich nicht in seine Aussenbeziehung verliebt. Dann wird’s nämlich ganz schön kompliziert. Also, probiert es doch einfach mal aus und bestimmt einen oder zwei Tage in der Woche, wo ihr euch zum Sex verabredet.
Zweite Erkenntnis: Die Sache mit den Erwartungen…Erwartet man zum Beispiel zweimal Sex pro Woche mit dem Partner und kriegt keinen, was passiert? Man ist enttäuscht! Und frustriert! Es könnte also besser laufen, wirklich wahr! Erwartet man zweimal Sex pro Woche und hat genau zweimal Sex pro Woche, dann: „Wow, bei mir läuft alles genau so, wie ich es mir wünsche! Alles ist gut.“ Erwartet man zweimal Sex pro Woche und hat dann dreimal Sex, was dann? „Pooooahhh, krass, bei mir läuft es suuuuuper! Meeeggga, der Waaaahnsinn!“.
Also kann es von Vorteil sein, wenn man die Erwartungen nicht allzu hoch oben angesiedelt werden. Es wird funktionieren! Und nein, die lieben Freunde und Bekannten machen es auch nicht häufiger, besser und länger! Da könnt ihr ganz getrost sein.
Zum letzten Punkt: Die gelebte Sexualität mit dem Partner ist nur ein kleiner gemeinsamer Teil der eigenen Sexualität. Zwei Menschen treffen sich, jeder bringt seine eigene sexuelle Geschichte mit, hat Wünsche, weiss, was ihm gut tut, wovon seine sexuellen Phantasien handeln. Man kommt zusammen und vieles davon geht im Laufe der Jahre verloren. Man weiss, was der Partner will, was ihm gefällt, was ihm gut tut. Man stellt sich aufeinander ein. Und die eigenen sexuellen Phantasien rücken immer mehr in den Hintergrund. Die eigene Sexualität wird sozusagen ausgeblendet, geht verloren und was bleibt ist der kleine gemeinsame Nenner! Unsexy, oder? Das muss nicht sein!
Gebt den eigenen Phantasien wieder mehr Raum! Gute Sexualität kann man nämlich auch mit sich selber erleben. Und im besten Falle auch wieder in die gemeinsame Sexualität einbringen.
Wer noch mehr erfahren möchte und das auf eine wirklich sehr unterhaltsame Art und Weise, dem empfehle ich das Seminarkabarett „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“ von Bernhard Ludwig. Der Mann ist top! Er zeigt präzise und unkompliziert, dass auch mit Themen wie Frust und Unlust lustvoll und humorvoll umgegangen werden kann.
Treibt es wild, treibt es bunt! Seid zärtlich, wild oder romantisch. Hauptsache ihr tut es (wieder einmal)!
Sehr guete Text Schwösterli…ich lieb din Schriibstyle…big love Sarah
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danke, danke. da hab ich aber freud. love you!
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