Lästern: warum wir es nicht lassen können

Im Verhalten von Männern und Frauen gibt es bekanntlich so einige Unterschiede. Eine unschöne Eigenschaft, die mehrheitlich von Frauen praktiziert wird, ist das Lästern. Klatsch und Tratsch. Oder wie es im Englischen so schön heisst: Gossip.

Ich bin da leider keine Ausnahme, um das mal gleich vorweg zu nehmen. Sollte ich mich dafür in Grund und Boden schämen, dass ich das so unverblümt zugebe? Oder hat die Lästerei vielleicht auch ihre guten Seiten?

Und für alle weiblichen Leserinnen, die den ersten Absatz voller Empörung gelesen haben: Es gibt auch Männer, die lästern, tratschen und klatschen. Denn lästern ist nicht in erster Linie eine weibliche Eigenschaft, sondern eine menschliche.

Lästern kann mitunter verbinden. Das gemeinsame „Feindbild“ zur Stärkung der eigenen Beziehungen. Gemeinsam negativ über den oder die Anderen zu sprechen, kann Menschen sogar ungemein zusammen schweissen.

Es sind nämlich nicht die positiven Gespräche über Dritte, die den Charakter und damit auch die Beziehung stärken.

Wer lästert, gibt aber auch sein eigenes Unvermögen preis. Wer lästert, wirkt mitunter arrogant, wenig grosszügig und neidisch.

Und doch: Viele tun es, regelmässig und gerne. Allerdings stehen die Wenigsten dazu, obwohl es nur allzu menschlich ist.

Es macht schier den Anschein, als ob das Lästern zum menschlichen Verhalten dazugehört.

Wäre es nicht wunderbar, wenn man getreu dem Motto „Leben und Leben lassen“ handeln könnte? Doch so funktioniert der Mensch nicht.

Entgegen der gängigen Meinung, dass Menschen mit schlechtem Selbstbewusstsein eher lästern, stimmt im Übrigen nicht. Es gibt Studien, die belegen sogar das Gegenteil.

Auch Kinder, beziehungsweise Jugendliche lästern. Auf dem Pausenhof, im Schulzimmer, in der Freizeit. Nicht nur die Mädchen, auch die Jungs tun es. Solange die Lästerei nicht kippt und in Mobbing ausartet, stehe ich diesem Verhalten entspannt gegenüber.

Menschen erzählen gerne Geschichten und sie hören gerne Geschichten. Auch und vor allem über Dritte.

Laut einem Artikel auf spiegel.de* verbringen Menschen knapp zwei Drittel ihrer Redezeit mit Berichten über andere. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen verbirgt sich hinter solchen Gesprächen selten eine böse und schädigende Absicht.

Die Lästerei ist zweifelsohne ein Begriff, der negativ behaftet ist. Manchmal lästert man und merkt es nicht oder man versucht, das Ganze unter dem Deckmantel des Guten zu tarnen, im Stil von „ich will ja nicht lästern, aber…“.

Ich denke, die Lästerei und der Tratsch sind viel mehr ein Motor im Getriebe des menschlichen Zusammenlebens. Ein Motor, der läuft und brummt.

Das Lästern unterstützt die eigene Persönlichkeit dabei, zu entscheiden, zu wem man einerseits gehört, andererseits wer man ist, oder anders formuliert: wer man sein möchte. Durch Lästerei werden die eigenen Werte bestätigt und verankert.

Lästern kann sogar dazu führen, dass Menschen ein negatives Verhalten ändern. Weil sie eben wissen, dass über sie getratscht wird. So zum Beispiel in meinem Bekanntenkreis: Ein Vater, der sich plötzlich besser um die Betreuung seines Kindes kümmerte, nachdem ihm zu Ohren kam, dass die Leute im Quartier darüber tratschten und negativ redeten.

In so einem Fall hat das Lästern sogar einen durchaus positiven Nebeneffekt, denn durch das Wissen, dass andere über einem lästern können, wird einem auch bewusst, dass man etwas zu verlieren hat: nämlich seinen Ruf.

Die Lästerei ist also nicht einfach nur schlecht. Sie ist menschlich. Doch was man dabei unter gar keinen Umständen vergessen sollte: Das Reden über positive Eigenschaften und Verhaltensweisen von Anderen ist langfristig für das eigene Selbstwertgefühl viel gesünder und vor allem beständiger.

Textquelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/laestern-schmierstoff-zwischen-menschen-a-1147818.html Autorin Jana Hauschild, veröffentlicht 16.5.2017

Bildqulle: http://www.pixabay.com

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

2 Kommentare zu „Lästern: warum wir es nicht lassen können

  1. „ich will ja nicht lästern, aber…“. schmunzeln über einen doch furchtbaren Satz…
    Glaube manchmal verschwimmt auch die Grenze zwischen über andere reden, weil sie etwas gesagt_getan haben und dem Lästern über andere reden weil Mensch sich eine Meinung bildet ohne vielleicht die Hintergründen zu kennen
    Lästern ist das dann vielleicht eher die Wertung eines Menschen aufgrund seiner Taten_Worte…

    Über andere in Abwesenheit reden, bring meist dennoch nur unruhe, dann lieber ein offenes Wort, eine direkte Sprache und raus mit den Gedanken an den_die Betroffene.

    Schlimm ist auch, findet Miss, wenn Menschen sich aufgrund des HörenSagens ein Bild von Dritten machen, und dass dann für real halten… dann lieber in ruhe einen Menschen, ohne voreingenommen- sein kennenlernen und seine eigenen Gedanken bilden 😉

    Ins Lästern wird Mensch auch manchmal, ob er_sie will oder nicht, reingezogen… dann lieber versuchen den Dampf raus zu nehmen und den Lästerern ehrlich sagen, was die eigenen Gedanken sind ohne sich anstecken zu lassen. Also z.B. wenn Miss einen Dritten nicht kennt, aber andere schon ihre zig Eindrücke vermitteln, dann lieber nicht so viel Wert dem gesprochenen geben und denen sagen, dass das eigenen Kenenlernen noch bevorsteht und alles andere nur Klatsch und Tratsch ist,,, Vielleicht bestättigt es sich, vielleicht auch nicht…

    Lästern tut denkt Miss dennoch jeder… weils einfach so ist… doch kann Mensch handeln und selbst denken…

    Danke für die Interessanten Gedanken, hat Miss mal wieder etwas gelernt und vergessenes vertieft und sich erinnert bei der nächsten Lästerei mehr aufzupassen was die eigenen Worte werden_sind…

    Dankeschön für deine Zeilen…

    …mit blauen🐘Grüßen

    Gefällt 1 Person

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