Leben: Sinn tut gut

Stell dir vor, wir wären ein Leben lang glücklich. Ohne Sorgen. Wir wären einfach nur glücklich und könnten tun und lassen, was wir wollen. Jeder Wunsch wird erfüllt. Keine Grenzen, kein Limit. Ein Leben voller Genuss, ein Leben in Hülle und Fülle. Würdest du das wollen?

Meine Antwort darauf lautet klar und deutlich nein. Es würde nämlich etwas sehr Entscheidendes fehlen – der Sinn.

Was wäre das für ein Leben, wenn es zwar schön angenehm wäre, dafür aber keine tiefere Bedeutung hätte?

Es gibt zwei Arten des guten Lebens. Das eine strebt nach Freude und Genuss, das andere ist sinnerfüllt und bedeutungsvoll.

Das sinnvolle Leben, auch Eudämonie genannt, hat dem Leben in Genuss und Freude einiges voraus. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen, die ihr Leben als bedeutungsvoll empfinden, länger leben. Logisch erscheint mir auch, dass ein solches Leben einen positiven Einfluss auf unsere Psyche hat: Sinnerfüllte Menschen sind hoffnungsvoller und optimistischer und fühlen sich sozial besser integriert.

In der heutigen Welt ist es für viele Menschen leider nicht einfach, ihrem Leben einen Sinn zu geben geschweige denn, diesen zu finden. Viele Menschen werden von Geld und Erfolg angetrieben. Immer mehr Geld, immer mehr Konsum. Sich einen Konsumwunsch zu erfüllen, kann durchaus ein Glücksgefühl auslösen, jedoch verflüchtigt sich dieses nach sehr kurzer Zeit.

Die Menschen leben heute individualistischer und sind somit oft nur für sich selbst verantwortlich. Wie kann ich meinem Leben Bedeutung geben, wenn ich den Sinn des Lebens bei mir selber suchen muss? Definitiv keine leichte Aufgabe.

Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwierig, denn jedes Individuum hat die Möglichkeit, seinem Leben einen Sinn zu verleihen.

Als Mutter fällt es mir leicht, einen Sinn im Leben zu haben. Meine Kinder sind eine Bereicherung. Für mich steht ausser Frage, dass Kinder dem Leben einen Sinn, eine tiefere Bedeutung, verleihen. Schliesslich leisten wir Eltern damit einen wichtigen Beitrag an die Gesellschaft.

Freundschaften verleihen meinem Leben ebenso einen Sinn. Ohne diese Freundschaften wäre meine Leben eindeutig sinnentleert. Freundschaften, egal ob lang- oder kurzfristig, verleihen ein warmes und nährendes Gefühl der Zughörigkeit. Ohne Freunde würde ich eingehen wie eine Pflanze ohne Wasser.

Auch wenn ich meinen Glauben an Gott nicht allzu oft praktiziere, hilft er mir dabei, dem Leben, auch in kleinen Dingen, einen tieferen Sinn zuzuschreiben. Ich fühle mich verbunden mit einen etwas, das grösser ist als ich selbst. Das muss aber nicht Gott sein. Viele Menschen finden diese Erfüllung in der Natur.

Mit meiner Geschichte als Kind psychisch kranker Eltern und dem offenen Erzählen meiner Erfahrungen auf meinem Blog habe ich zudem etwas gefunden, das meinem Leben Bedeutung verleiht. Ich bin kein Opfer oder bemitleidenswertes Geschöpf, sondern ein Mensch, der aus Erfahrungen seine vorwiegend positiven Lehren zieht und entsprechend handelt und dies auch oft und gerne kundtut. Oder ganz einfach formuliert: „Wer in leidvollen und schwierigen Erfahrungen eine hilfreiche, aufbauende Bedeutung finden kann und sich selbst als Handelnder sieht, dem geht es besser.“

Diesen Beitrag schreibe ich aber nicht darum, weil ich dem Genuss und der Freude im Leben abgeschworen habe. Ganz im Gegenteil. Was gibt es Schöneres als mit guten Freunden und/oder der Familie bei einem feinen Essen und einem guten Glas Wein zusammenzusitzen und über das Leben zu diskutieren?

Es ist, wie so oft im Leben, die Mischung, die es ausmacht. Ich möchte weder das eine noch das andere missen.

Worin liegt für euch der Sinn des Lebens? Habt ihr einen oder seid ihr noch auf der Suche?

Quelle. Psychologie Heute, Juli 2017, Besser als Glück, Seite 64-68

Bildquelle: http://www.pixabay.com

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

6 Kommentare zu „Leben: Sinn tut gut

  1. Sinn des Lebens? Zufrieden sein? Keine Ahnung. Auch wenn man einen Sinn im Leben sieht: Das Leben darf einem nicht erdrücken. . .. Wenn man z. B. krank ist oder finanziel nicht über die Runden kommt (trifft zwar beides bei mir nicht zu) kann man unter der Last zusammen brechen, auch wenn für einem das Leben einen Sinn hat.

    Gefällt 3 Personen

  2. Kann schon sein. Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall habe ich den Sinn des Lebens bis heute nicht gefunden. Ich habe es aufgegeben, danach zu suchen.

    Gefällt 1 Person

  3. Für mich liegt der Sinn meines Lebens darin, oft glücklich und so oft wie möglich zufrieden zu sein. Nicht mehr und nicht weniger, das reicht mir vollkommen. Ich will nichts Besonderes leisten, man braucht sich auch nicht an mich erinnern, wenn ich nicht mehr auf dieser Erde weile, Hauptsache ich war glücklich 🙂

    Gefällt 1 Person

  4. Für mich besteht der Sinn des Lebens in der Fortpflanzung. Das was wir erleben ist unser „Leben“ und eigentlich ist am Ende alles nicht wichtig. Mein Wort heißt „Resilienz“. Egal was kommt, nichts ist für die Ewigkeit. Nütze den Tag.

    Gefällt 1 Person

  5. Eudämonia hat nichts mit Sinn zu tun, sondern bezeichnet das Streben nach Glückseligkeit auf der Basis ethischer Vorgaben. Sinn und Bedeutung sind nicht dasselbe. Tieferer Sinn ist reine Erfindung (meist zu religiösen Zwecken). Man kann seinem Leben Bedeutung geben, um damit klarzukommen, daß bei kritischer Betrachtung kein tieferer überindividueller Sinn (was sollte das auch sein?) erkennbar ist.

    Mehr als (zeitweiliges) Glück ist nicht erreichbar. Was sollte man auch damit? Leider gibt es immer wieder Leute, die uns einreden wollen, es gäbe etwas Bedeutenderes als persönliches Glück. Das sind Scharlatane, die uns für ihre Zwecke manipulieren und instrumentalisieren wollen.

    Schon das Wort Sinn ist eine Erfindung der Menschen und eine Bezeichnung für eine Leerstelle der Existenz. Wie der Leerverkauf in der sogenannten Finanzindustrie, die ja nur Illusionen produziert, wobei sie selbst die Sahne von der Milch kratzt, ist Sinn so etwas wie die Leerterminologie der philosophischen und theologischen Semantik.

    Gefällt 2 Personen

Hinterlasse einen Kommentar