Verpufft der zweite – Die Kunst besser zu streiten

In meiner Reihe „verpuffte Beitrage“ bringe ich einen Repost übers Streiten. Es gibt kein richtig und falsch, aber ein besser oder schlechter.

Die Kunst besser zu streiten – Ein Repost vom 10. Juni 2015

Kämpferisch schreien, toben und auf seinem Standpunkt beharren? Nachgeben oder sogar aufgeben? Oder lieber nach Kompromissen suchen?

Im Grunde meines Herzens bin ich eher der harmoniebedürftige Typ. Nicht zu verwechseln mit harmoniesüchtig, da sind mir meine Bedürfnisse und Anliegen wichtig genug. Aber ich muss nicht auf Biegen und Brechen einen Streit vom Zaun brechen, um meine Meinung platzieren zu können. Das war nicht immer so.

In den letzten drei Jahren habe ich im Rahmen meiner Ausbildung in der Lehrtherapie viel und hart an mir und meinen Themen gearbeitet. Meine belastende Kindheit mit meinen psychisch kranken Eltern und die damit verbundenen Traumas standen dabei im Vordergrund. Aber auch Themen wie Aggression und unterdrückte Wut gehörten dazu. Das wundert vielleicht jetzt solche, die mich nicht so gut kennen, denn eigentlich bin ich ein sehr friedliebender Mensch. Aber irgendwo, tief in mir versteckt, sass ein unterdrücktes, kleines, aber sehr aggressives Teufelchen, das jeweils nur auf die „richtige“ Gelegenheit wartete, um sich in seiner ganzen Hässlichkeit zu zeigen.

Gerade wenn ich eins über den Durst getrunken habe, konnte es vorkommen, dass ich ziemlich garstig werden konnte, wenn mein Gegenüber eine andere Meinung vertrat. Die eine oder andere an sich harmlose Diskussion endete dadurch in einem wüsten Streitgespräch. Solche Gespräche sind absolut destruktiv. Es gibt keinen Gewinner, nur Verlierer. Unter Alkoholeinfluss sollte definitiv nicht gestritten werden. Enthemmte Gefühle sind ein ganz schlechter Begleiter. Solche Diskussionen sind unfruchtbar und Nerv tötend. Haben beide Parteien zu viel intus, kann es wirklich ganz übel zu und her gehen. Was zurück bleibt sind Wut und ungute Gefühle in der Magengegend, ein schlechtes Gewissen oder die Angst, dass etwas zwischen mir und der anderen Person kaputt gegangen ist.

Streit findet dann statt, wenn man sich in einer Sache nicht einig ist, wenn man sich unverstanden fühlt oder Bedürfnisse und Wünsche ignoriert werden. Um zu streiten spielen in der Regel unterschiedliche Orientierungen und Bewertungen im Hinblick auf einen Sachverhalt eine wichtige Rolle. Gegen das Streiten ist eigentlich nichts einzuwenden, nur ist es in der Praxis leider oft so, dass Streit von persönlichen Merkmalen geprägt ist wie Hass, Neid, Geltungsdrang, Eifersucht oder Missgunst.

Streiten kann man nicht alleine. Es braucht mindestens zwei Menschen, welche die (innere) Bereitschaft haben, zu streiten. Streit ist unvermeidbar. Und obwohl ich ihn nicht mag, ist er manchmal sogar sehr wichtig. Wichtig für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine gute, stabile Beziehung oder Freundschaft, egal ob Mann oder Frau, deren Fundament gut ist, verträgt einen Streit alleweil. Eine niveauvolle Streitkultur kann sogar dazu beitragen, dass das Fundament einer Beziehung stabiler wird und man gestärkt aus einem Konflikt hervorgeht.

Meiner Ansicht nach kommt es lediglich darauf an, WIE man streitet. Und auch wie oft. Es gibt Paare, die ständig im Clinch sind und sich wegen jeder Kleinigkeit in die Haare geraten. Ständige Sticheleien und Reibungen prägen deren Alltag. Hier lohnt es sich bestimmt, in die Tiefe zu gehen und die wahre Ursache zu suchen.

Wie aber streitet man sich kompetent? Wer sich mit Psychologie beschäftigt, kennt sicher den einen oder anderen Streitratgeber. Häufig wird dort die sanfte Streitmethode vorgestellt. Also nicht rumschreien, keine direkte Kritik, Ich-Botschaften vermitteln, Bedürfnisse äussern, sachlich bleiben. Sätze wie „immer machst du dieses oder jenes“ oder noch schlimmer – „du bist genau wie deine Mutter“ sollten tunlichst vermieden werden.

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Verfasst von

Ich stehe mitten im Leben und schreibe darüber. Über das Leben mit all seinen Facetten. Mal bunt, mal düster, mal witzig, mal ernst. So, wie das Leben eben ist. Immer in Bewegung. Sowohl privat (Mutter von drei Kindern 9, 10 & 12 Jahre alt) als auch beruflich interessiere ich mich für Psychologie - ich bin diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin. Schreiben ist nicht einfach ein Hobby - es ist Leidenschaft.

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